Schwergewicht der Woche: Altiplano

Das Spiel der Woche ist ein wahres Schwergewicht, alleine, da es bis zum Rand mit Material vollgestopft ist. Altiplano von Reiner Stockhausen von dlp games aus dem Jahre 2017 ist der spielmechanische Nachfolger des Überraschungserfolges Orléans vom gleichen Autor und Verlag. Orléans hat den grauenhaften Begriff „Bagbuilding“ geprägt, was genau genommen identisch mit Deckbuilding ist, nur muss man die Karten nicht ständig mischen, sondern man braucht lediglich den Sack mit den  Countern durchschütteln. Das schont zum einen das Material und geht zum anderen einfach schneller; „Bagbuilding“ als eigener Spielmechanismus ist allerdings ein reiner Werbebegriff. Nichts desto trotz geht Orléans den Weg, den Mechanismus nicht in den Mittelpunkt zu stellen, sondern ihn nur als einen Bestandteil des gesamten Spiels zu nehmen. Das funktioniert gut, ist aber an der ein oder anderen Stelle noch etwas holprig gewesen.

Altiplano ist eine konsequente und substantielle Weiterentwicklung dieser Spielidee. Orléans glänzt speziell mit der Erweiterung „Invasion“ im kooperativen Modus; Altiplano überzeugt vom Start weg als kompetitiver Wettstreit um Siegpunkte. Dabei ist es ein ganz klassisches EuroGame mit wenig Interaktion: Jeder „frickelt“ vor sich hin und interessiert sich eher nicht für das, was die anderen tun. Am Ende wird in einer großen Endabrechnung geschaut wer besser war. Das Thema ist Steigbügelhalter für den Grafiker (Klemens Franz hat seine Sache auf ungewöhnliche Art wirklich ausgezeichnet gemacht) und spielt ansonsten überhaupt keine Rolle. Dafür gibt es eine Materialschlacht, die eine wahre Freude ist: 14 Ressourcenarten, 4 Kartenarten sowie ein Haufen unterschiedlicher Gebäude. Freunde komplexer EuroGames haben große Freude an der mentalen Herausforderung all die Möglichkeiten zu erfassen, zu durchdenken und zu schauen wie die eigenen Pläne funktionieren. Von Partie zu Partie ist man bestrebt den eigenen „Highscore“ zu verbessern. Viele Unwägbarkeiten gibt es bei Altiplano nicht, denn der Glücksanteil beschränkt sich darauf etwas Varianz in den Spielverlauf zu bringen.

Obwohl man Altiplano als Variante des Vorgängers Orléans ansehen kann, ist es so eigenständig, dass es sich auch anders spielt, speziell weil es um die wenigen interaktiven Elemente beraubt wurde. Überraschenderweise ist es deswegen nicht schlechter, sondern  nur anders. So anders, dass es nicht nur seine Berechtigung neben dem Vorgänger hat, sondern, dass es auch im Gesamtpaket spielerisch etwas mehr überzeugt.

Ganz klar muss man jedoch sagen, das Altiplano mit steigender Spielerzahl nicht besser wird. Mit steigender Anzahl der Mitspieler steigt lediglich die Spielzeit. So ist es rein formell mit 5 Personen spielbar, aber es gibt keinen Mehrwert gegenüber einer 3 oder 4 Personenpartie, nur die Spielzeit skaliert linear mit der Zahl der Mitspieler.

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Über Attila

Ich Spiele alles. Von Kinderspielen über Euro-Games, jeder Komplexität, bis hin zu CoSim's. Potentiell gibt es kein Genre, was ich nicht spiele - das Spiel muss halt für mich in der entsprechenden Gruppe einen Reiz haben. Ich mag's gerne, wenn es was länger dauert und auch etwas komplizierter ist. Wenn nicht, auch gut.
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