Spiel18-Watch: Neues Genre oder Werbegag? – „Unique Games“

Eins muss man Asmodeé lassen: Sie wissen wie man die Spielerschaft „triggert“. Was ist passiert? – Mit Keyforge und Discover hat Asmodee in den letzten Wochen zwei Spiele vorgestellt, welche sie mit dem Begriff „Unique-Game“ vermarktet. Oder es zumindest versucht.

Jetzt fragt sich der geneigte Spieler „Was zur Hölle ist ein Uniquie-Game?“. Berechtige Frage und wirklich wissen werden wir es dann, sobald eines der Spiele erhältlich ist und gespielt wurde (Keyforge konnte man auf der GenCon schon spielen).

Der Verlag selbst beschreibt das „Unique Feature“ seiner Spiele wie folgt: „Jedes Exemplar des Spieles ist einzigartig. Das Exemplar, das ihr im Laden kauft, besteht aus anderen Komponenten als das Exemplar, das euer Freund gekauft hat.“ (Quelle: Asmodeé)

Das wirft bei mir diverse Fragen auf, und ich habe durchaus Zweifel an diesem Konzept. Nehmen wir Keyforge. Das lässt sich am besten mit einem Sammelkartenspiel (TCG) vergleichen bzw. mit der vermeintlichen Weiterentwicklung des Living-Card-Games (LCG). In Keyforge bekommt man ein fertiges Spieldeck, welches mehr oder weniger zufällig zusammen gestellt wurde und jeder Spieler muss mit seinem Deck schauen, dass er das Beste rausholt. Kein Deckbau, kein Kaufen von besonders tollen Karten, einfach Packung aufreißen und los spielen. So die Idee, wie ich sie verstehe. Das hinterlässt bei mir etwas Ratlosigkeit. Einerseits muss es einen entsprechenden Pool an Karten geben aus dem die Decks vorgebaut werden, was die Frage aufwirft: Wie ausgewogen sind die Decks dann überhaupt? – Wenn man ein Schrott-Deck hat, muss man mit diesem Leben oder ein neues kaufen. Wie schließt das Spiel es aus, dass besonders gute oder besonders schlechte Decks zufällig gebildet werden? So richtig kann ich mir das nicht vorstellen, wie das funktionieren soll. Oder soll der Kunde zum ständigen Kaufen von Spielen, die er schon hat, erzogen werden?

Noch extremer sehe ich das bei Discover. Hier sehe ich wenig Spielraum zwischen völlig unterschiedlichen Spielgefühlen und einem Werbespruch. Wenn das Spielmaterial so unterschiedlich ist, spielt man mit einem anderen Exemplar überhaupt das gleiche Spiel? Und wenn mir eins gefällt, ist das Andere dann völlig anders, so dass ich überhaupt keine Aussagen über Partien mit anderen Exemplaren machen kann? Bei 504 von 2F konnte man wenigstens mit der Nummer der Spielewelt eine Vergleichbarkeit schaffen, aber als mehr als ein Kunstprojekt kann man das Ganze nicht ansehen. Wie das hier gelöst ist, ist definitiv eine spannende Frage, die in mir auch das Verlangen weckt, dies zu erkunden.

Auch wenn es sich als totale Nullnummer heraus stellt, ist es auf jeden Fall ein Experiment, das es sich lohnt durchzuführen. Mit etwas Glück bereichert es die Spielelandschaft, und das ist allemal unterstützenswerter als der nächste Siedler-Klon oder der nächste Mix aus den erfolgreichen Mechanismen der letzten Jahre. Mit großer Skepsis werde ich mir das anschauen, gehe aber hier ehrlich gesagt davon aus, dass es nur die Werbetrommel ist, die Asmodeé hier dreht.

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Über Attila

Ich Spiele alles. Von Kinderspielen über Euro-Games, jeder Komplexität, bis hin zu CoSim's. Potentiell gibt es kein Genre, was ich nicht spiele - das Spiel muss halt für mich in der entsprechenden Gruppe einen Reiz haben. Ich mag's gerne, wenn es was länger dauert und auch etwas komplizierter ist. Wenn nicht, auch gut.
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