Atti spielt – Takenoko

Es geschehen noch  Zeichen und Wunder. Diejenigen die mich kennen, wissen was für ein eingefleischter Fan von Familienspielen ich bin. Naja, das ist vielleicht ein wenig übertrieben, aber es ist nicht so daß ich sie pauschal ablehne oder schlecht finde, aber es sind nunmal …. Familienspiele! – Ich mag Familien, speziell und ganz besonders meine Eigene. Ich mag auch Spiele. Mit Familienspielen habe ich aber oft ein „Problem“ – da wird für meinen Geschmack beim Verlag so sehr wert darauf gelegt es „familiengerecht“ zu machen, das sie glatt vergessen ein Spiel in die Schachtel zu packen. Zugegeben benutze ich das Wort „Familienspiel“ deswegen auch mal ein wenig abfällig. Wenige Familienspiele können mich wirklich begeistern. Takenoko ist eines dieser wenigen. Es ist einfach genug für ein Familienspiel, bietet einiges an Taktik, etwas an Strategie, eine Prise Zufall und ein wenig Bluff. Dazu ein Thema, welches völlig unverfänglich ist (Bambus züchten und von einem Panda fressen lassen) und eine Aufmachung, die sehr ansprechend ist. Was so ein kleiner, süsser, Panda doch ausmachen kann. „Der Panda ist sooooo süüüüßßßßßß.“ (Zitat von Mona, 8 Jahre)

Wer sich für die genauen Regeln interessiert, der findet diese auf der Homepage von Matagot (» deutsche Takenoko Regel auf matagot.com). Das Spiel an sich ist schnell erklärt: Die Spieler bauen gemeinsam an einem Garten in dem Bambus angepflanzt wird. Es gibt 3 Bambussorten (Farben) und einen Gärtner durch den die Spieler den Bambus wachsen lassen können. Ein Panda (ja, der „soooooo süüüüüßßßßßße“) frisst sich fleissig durch den Garten. Jede Spielrunde können die Spieler den Garten ausbauen (weitere Felder anlegen), den Bambus wachsen lassen, den Bambus fressen (ja, mit dem soooo süüüüßßßen Panda), Bewässerungskanäle legen oder neue Auftragskarten ziehen. Letztendlich dreht sich alles um die Aufträge, welche es in 3 Varianten gibt und alle selbstredend Siegpunkte einbringen: Punkte für das was der Panda frisst, für das was der Gärtner wachsen lässt und für bestimmte Anordnungen der Gartenfelder. Die Art des Auftrags kann man sich aussuchen, was speziell zu erfüllen ist ist allerdings Zufall. Nein, es liegen keine Auftragskarten offen aus und man darf sich eine aussuchen. Man darf auch nicht 2 ziehen und sich davon eine aussuchen. Man nimmt einfach einen Auftrag und lebt damit. Und das ist auch gut so.

Beim ausbauen des Gartens darf man immerhin 3 Gartenfelder nehmen und eins davon bauen. Die anderen beiden kommen wieder oben auf den Zugstapel. Und auch das ist gut so. Damit nicht genug Zufall, denn in jedem Spielzug würfelt jeder Spieler das Wetter aus, welches ihm eine kleine, zufällige, „Sonderaktion“ für diesen Spielzug ermöglicht. Jetzt aber genug, denn der Rest des Spieles ist ganz von den Aktionen der Spieler abhängig. Der Gärtner und der Panda unterliegen Zugregeln und können nicht beliebig bewegt werden. Eine kleine taktische Komponente, welche auch Kinder nicht überfordert, Erwachsene aber durchaus nicht langweilt. Auch das Ausbauen des Gartens und das Bewässern hat einfache taktische Momente. Alles zusammen ermöglicht ein sehr interessantes und kurzweiliges Spiel ohne ihn irgendeiner Weise trivial zu sein aber einfach genug um wirklich ein Familienspiel zu sein.

Takenoko sehr faszinierend, denn niemals ist ein Spieler in einer Situation in der er „nichts machen kann“ und doch ist das Spiel absolut konstruktiv und in keinster Weise destruktiv. Jeder Spieler wirkt durch seine Aktionen darauf ein, welche Möglichkeiten die anderen Spieler haben, ohne das man die anderen Spieler wirklich stören kann. So manch ein Spiel krankt daran, das der Einfluss eines Spielers auf das Spiel mit steigender Spielerzahl immer geringer wird. Bis man da wieder dran ist, haben die anderen Spieler alles kaputt gemacht und man fängt wieder von vorne an und jeder Spieler ist quasi der „Gnade“ der anderen Spieler ausgesetzt um Vorwärts zu kommen. Damit kann ich wenig anfangen, aber bei Takenoko muss man das auch nicht befürchten. Es hat ein ganz kleines Zocker-Element, wenn man darauf spekuliert das ein anderer Spieler vielleicht ähnliche Aufgaben hat wie man selber, so das er einem vielleicht ein wenig hilft und man sich dann etwas zurück hält mit seinen Aktionen um dem anderen Spieler etwas mehr „Zeit zu geben“ einem zu helfen. Das ist aber nur sehr, sehr beschränkt sinnvoll möglich, denn Aktionen die einen nicht weiter bringen, sind in jedem Fall eine schlechte Idee.

Dieses Spiel hat es mir wirklich angetan (also nicht so wie Elisabeth I., No Retreat! oder Europe Engulfed). Es ist eine totale Überraschung für mich, was für ein tolles Spiel in dieser bunten Packung mit dem „soooooooo süüüüüßßßßßen Panda“ steckt. Hier stimmt einfach alles. Ich selber mag  die „Familienspielthemen“ nicht so sehr, muss aber sagen das es gut zu den Mechanismen passt. Obwohl ich habe ein Alternativthema im Angebot: Französische Widerstandszellen werden vom Widerstandsführer (der Gärtner) aufgebaut, bevor sie operieren können benötigen sie natürlich einen sicheren Kommunikationsweg (die Kanäle). Ein Pz. V („Panther“ => der Panda) setzt den Widerstandszellen immer wieder zu…

Hier sitze ich nun und kann nicht anders … als eine uneingeschränkte Empfehlung auszusprechen. Ernsthaft. Lasst den SdJ-Quatsch mal links liegen und nehmt einfach dieses wunderbare Spiel von Antoine Bauza (7 Wonders). Es hat für mich all das was ein SdJ haben müsste und einen, um Mona noch einmal zu zitieren, „sooooo süüüüüßßßßen“ Panda. 🙂

Avatar-Foto

Über Attila

Ich Spiele alles. Von Kinderspielen über Euro-Games, jeder Komplexität, bis hin zu CoSim's. Potentiell gibt es kein Genre, was ich nicht spiele - das Spiel muss halt für mich in der entsprechenden Gruppe einen Reiz haben. Ich mag's gerne, wenn es was länger dauert und auch etwas komplizierter ist. Wenn nicht, auch gut.
Dieser Beitrag wurde unter attila-products, Brettspiele veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert