2022 wird geil – jetzt aber wirklich. Hoffentlich. :-)

2021 war jetzt nicht das dollste Jahr seit Menschengedenken. Ok, es könnte uns schlimmer gehen. Aber eins ist klar: Die Pandemie zerrt an unser aller Nerven. Der Ausfall der „Spiel Doch!“ und der wohl eher gescheiterte Versuch der „Spiel“ waren für uns Hardcore-Brettspielfans echt deprimierend.

Aber es hilft nix. „Mund abputzen – weitermachen“. 2022 kann ja nur besser werden. Zwar wurde die Spiel Doch! schon längst auf Anfang Juli verschoben, aber sie findet statt. Ganz sicher. Hoffentlich.

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Die „Spiel“ bzw. Internationalen Spieltage ist noch etwas länger hin. Zwar hat der Besitzer nun gewechselt ( -> ), aber es soll sich (vorerst) nichts für Besucher ändern. Man kann darüber streiten ob das gut oder schlecht ist – schliesslich war auch vor Corona nicht alles toll – aber neue Besen kehren ja bekanntlich immer gut.

Anfang Oktober werden wir es erfahren und ich denke wir alle hoffen auf „viel zu volle Messehallen“ über die wir uns aufregen können, über den Geruch und die Lautstärke und, und, und …

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Wer weiss was 2022 uns noch alles bringt, aber hoffen wir auf 2 geile Spielmessen, viele Spielabende, Spielebrunchs und reichlich tolle Spielwochenenden.

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Kontaktloses spielen in der Pandemie mit dem Raspberry Pi 4

9 Monate hält uns die Pandemie jetzt auf t. Mal mehr, mal weniger aber nichtsdestotrotz mit massiven Auswirkungen auf unser aller Leben. 2013 haben wir alle über unsere Bundeskanzlerin und ihren Spruch „Das Internet Ist Fur Uns Alle Neuland“ gelacht. Nein, wir sind doch ein Volker von „digital Natives“ und wissen mit dem Internet im Schlaf umzugehen. Hach, haben wir alle gelacht. Und Memes gebastelt. Unsere Kanzlerin…

Wissen „wir“? – Wenn das so ist, wieso hat ein Großteil immer noch Probleme an einer Telefonkonferenz teilzunehmen oder eine Videokonferenz nicht durch ihr unsägliches Geschnaufe zu nerven? Ein Großteil der Lehrer schafft es nicht Onlineunterricht durchzuführen. Und das sind keine „Anfangsprobleme“, wir sind nun 9 geschlagene Monate in einer Pandemie. Zweitausendzwanzig. Nicht 2013!

Ja, sicher haben wir alle eine Rechenmaschine in der Hosentasche, welche jedes informationsverarbeitende Unternehmen noch vor 20 Jahren als grösseren Server verwendet hätte. Aber die Fähigkeit diese Geräte auch als Werkzeug zu verwenden, die fehlt flächendenkend. Sicher, die Ursachen für das digitale Defizit in Deutschland ist vielfältig, aber eins ist sicher: „Jemand anderes“ ist nicht dran schuld.

Und wenn die Pandemie eins eindrucksvoll gezeigt hat, dann das Frau Merkel 2013 nicht nur recht gehabt hat, sondern dass es auch 2020 noch gültig ist. Auch das ist durchaus Lustig und wir sollten gemeinsam über alle lachen, welche 2013 gelacht haben. Also über uns selbst.

Nun, was hat das ganze mit Brettspielen zu tun. Nun, die gleichen Symptome beobachte ich in der Brettspiel-Community. Sicher, ein „digitaler“ Spieletreff kommt nicht nicht an einen „echten“ Treff heran. Ja, am PC gemeinsam ein Brettspiel zu spielen (oder gar zu lernen), ist mühsam und teilweise auch umständlich. Aber welche Alternative bleibt? Als das Wetter noch besser war konnte man sich prima auf der Terrasse treffen und wie gewohnt zusammen Spielen. Das ist nun schwieriger, wenngleich technisch nicht unmöglich scheitert es denn an der Vernunft der Mitspieler, welche allesamt keine „Coronaparty“ feiern möchten. Wie auch ich nicht.

So sitzen wir alle Zuhause und versuchen uns „virtuell“ oder „digital“ zu treffen. Das ist schon die erste Schranke die wir überwinden müssen. Während man sich normal auf das Fahrrad schwingt oder ins Auto steigt, muss man sich mit seinem Telefon in eine Videosession einklinken. Da ist nicht jeder bereit zu und es hat auch noch gar nicht jeder die technischen Vorraussetzungen. Zumindest in meiner Blase ist die technische Voraussetzung überall gegeben. Alle haben eine Smartphone oder Tablett, auf dem Zoom (was wir verwenden, weil es *einfach* ist) läuft. Ja, es gibt ganz viele Lösungen, die „Gamer“ schwören auf Discord, die „Maker“ auf Jitsi, andere auf Big Blue Button. Wir benutzen das, was am besten für alle funktioniert. Und da hat sich Zoom durchgesetzt. Es funktioniert einfach und das ist wirklich ein zentraler Aspekt. Dazu ist es für Teilnehmer kostenlos (ja, sogar ohne Registrierung) – und lediglich der Host benötigt einen Account (Der idealerweise auch ein premium Account ist).  Ansonsten ist Zoom für die Teilnehmer völlig unkompliziert und läuft auf quasi jedem Gerät. (ja, es gibt bestimmt auch Pistolen-Stories wie böse und schlecht Zoom ist, es ist einfach nicht meine Erfahrung)

Nachdem man sich nun mit seinem Handy oder Tablett gemeinsam eingefunden hat, stellt sich das Problem, das man nun zusammen auf einer Plattform einfinden muss um dort gemeinsam zu spielen. Tabletopia, Tabletop Simulator, Yucata, Boardgamearena, Brettspielwelt und man möglich mir verzeihen, es gibt noch zahlreiche weitere Plattformen. Und hier fängt die Qual der Wahl bereits an. Die Plattformen haben unterschiedliche Vorraussetzungen und verfolgen unterschiedliche Philosophien das Erlebnis „Brettspielen“ zu übermitteln.

Und hier kommt die nächste Barriere: Zum einen haben die Plattformen von der „usability“ (ein Maß für die Nutzbarkeit von Software) durchaus unterschiedlich. Manche sind da intuitiver, andere eher weniger. Zum anderen sind dich technischen Vorraussetzungen teilweise nicht unerheblich. Selbst auf meinem rel. aktuellen iMac 2019 mit Hexa-Core, 40 GB RAM und Radeon Pro 580X macht nicht jeder dieser Platformen wirklich Spass. Ihr braucht das jetzt nicht googeln, sondern Quintessenz ist: Wir brauchen ein Stück Hardware, einen Computer mit dem wir die Spiele spielen. Also jeder braucht seinen eigenen. Und hier kommen wir zum eigentlichen Thema dieses Artikels.

Nicht jeder hat einen potenten Rechner zuhause und auch nicht jeder ist bereit einen „Gamer-PC“ zu kaufen um Brettspiele in der Pandemie zu spielen, welcher schnell einen 4-stelligen Betrag kostet. Also habe ich ein Experiment „gewagt“: Ich habe mich gefragt, ob man einen Raspberry Pi dazu verwenden könnte. Und wenn ja, wie gut geeignet ist das Teil.

Alles was man braucht: Ein Pi4

Erstmal: Was ist ein „Raspberry Pi“ überhaupt. Die „cracks“ wissen das natürlich, aber in einfachen Worten ist es ein Kleinstcomputer, der Ursprünglich zum Lernen gedacht ist und nicht auf maximale Geschwindigkeit, sondern darauf das dieser Computer sich jeder Leisten können soll. Wer mal selber schauen möchte, schaut direkt auf der Webseite der Raspberry Foundation.

Das „Topmodell“ bietet für €57,43 (Preis: Rasppishop.de, 31.10.2020) folgende Hardwareausstattung:

  • 4 GB RAM
  • Quad-Core 1,5 GHz ARM CPU
  • 2x HDMI
  • USB, WLAN, Bluetooth, GBit Netzwerk

Oder in einfachen Worten: Auf dem Papier ein erstaunliches Stück Hardware, auf der Größe einer Kreditkarte.

Bekommt keinen Schock, das ist „nur“ der nackte Rechner. Was man dazu noch benötigt:

  • SD Karte („Festplatte“)
  • Stromversorgung
  • USB Tastatur
  • USB Maus
  • Monitor (DVI/HDMI, ggf. sind Adapter notwendig)
  • ggf. Netzwerkkabel (wenn man kein WLAN nutzen möchte)
  • ggf. Gehäuse (Geschmackssache 🙂 )

Das „rundum Sorglospaket“ wird aktuell im obigen Shop für €103,32 angeboten. Geht man davon aus, das man noch eine Tastatur, eine Maus und einen Monitor zuhause rumstehen hat, braucht man max. noch den Mini-HDMI Adapter um einen normalen Monitor mit HDMI o. DVI anzuschliessen (~ €5,- ).

Hat man das nicht, würde ich empfehlen sich auf ebay einen günstigen Monitor (19-22 Zoll), sowie USB Maus & Tastatur zu schiessen. Alles in allem kommt man mit €150 für das komplette Setup hin.

Ein schickes Gehäuse.

Im obigen Setup ist die SD-Karte bereits mit „NOOBS“ installiert, so das man quasi sofort loslegen kann. Wer sich eine leere SD Karte hat (z.B. weil man sie noch rumfliegen hat, oder weil man sie günstig irgendwo geschossen hat), installiert diese von einem Windows, Mac oder Linux-PC über einen SD-Kartenleser (siehe hier).

Wenn ihr euch fragt, was soll ich installieren? – „Raspbian Desktop“ ist die Antwort.

Die Einrichtung ist geführt und man muss den (neuen) Benutzernamen & Passwort sowie die WLAN Logindaten angeben und dann kann man auch schon loslegen.

Was geht: Portale wie

  • Yucata.de
  • Boardgamearena.com
  • Brettspielwelt.de

und weitere, ähnlichen Web-Seiten funktionieren ohne Einschränkung und lassen sich auch ordentlich bedienen und man kann wirklich flüssig spielen.

Anspruchsvollere Portale wie Tabletopia oder Tabletop Simulator funktionieren, wie zu erwarten war, nicht. Immerhin kommt man nichtmal in die Verlegenheit es „irgendwie“ probieren zu wollen, um dann nach langer Quälerei zur Erkenntnis zu kommen, dass es einfach keinen Sinn macht. Über die Vor- und Nachteile er unterschiedlichen Ansätze Spiele auf den „virtuellen Tisch“ zu bekommen, spreche ich dan dieser Stelle nicht. Das kommt vielleicht in einem nächsten Artikel.

Fazit: Für doch sehr kleines Geld, lässt sich eine „Corona Spielestation“ erstellen, die zuverlässig funktioniert und sogar Spass macht. Ganz nebenbei beschäftigt man sich spielerisch mit „dem Internet“, was ja gar kein Neuland ist. Man lernt etwas über Computer und lernt etwas dazu. Und vielleicht sagt der ein oder andere 2021 ja, „ja, das Internet ist Neuland, aber ich lerne ständig dazu und entdecke es immer mehr“.

„Das Internet“ ist nämlich kein Land. Es ist eine Technologie und diese sollte jeder, der sie benutzt auch verstehen und beherrschen. Wir können davor stehen bleiben und stagnieren, oder wir nehmen die Herausforderung an und machen das beste draus. Die Entscheidung liegt bei jedem einzelnen. Wer sich nicht auf den Weg macht, wird zweifelsohne irgendwann abgehängt sein. Lasst es nicht dazu kommen!

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We’ll meet again – 2021 in Duisburg & Essen

Nächste Spiel Doch! in Duisburg:

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Link zur Veranstaltung: https://spieldoch-messe.com

Spiel 2021 in Essen:

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Link zur Veranstaltung: https://www.spiel-messe.com/en/

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Nemo’s War: Lost in translation oder wie man eine Lokalisierung verhunzt

Lokalisierungen sind eine nicht unproblematische Sache. Sicher setzt man sich als Verlag ins gemachte Nest, denn man muss ja „nur“ ein fertiges Spiel ins Deutsche übertragen. Das ist je nach Vorlage sicher mal mehr und mal weniger Arbeit, aber am Ende ist es Arbeit. Und das ne ganze Menge. Im Gegenzug kann man bekannte Schnitzer aus dem Originalspiel direkt vermeiden in dem man z.B. eine Errata direkt in die Regel einarbeitet.

Frosted Games, ein junger Verlag der uns in Deutschland mit schönen Titeln wie 13 Tage oder Paper Tales beglückt hat, versucht sich nun an dem VPG Titel Nemo’s War. 10 Jahre ist es bereits her, als die erste Edition von Nemo’s War die Spieler (vor allem Jules Verne Fans) verzückt hat. 2009 noch getreu dem Verlagsmotto „The game is the thing“  mit einfachsten produktionstechnischen Mitteln, aber schon 2009 Werkgetreu – zumindest in sofern, dass die beschreibenden Texte („flavour“ Text) mit der in Projekt Gutenberg eingestellten englischen Fassung von Frederick Paul Walter übereinstimmen.

Die Freude war nicht nur bei mir groß als 2016 VPG eine Kickstarter-Kampagne für eine aufwändig überarbeitete 2nd Edition des Spieles ankündigte, welche 2017 dann auch ausgeliefert wurde. Aufwändig in so fern, das nicht nur das Spiel an sich überarbeitet wurde (was sich im Rahmen hält, es gibt spielerisch keinen Grund sich das neue Spiel zu holen, wenn man das alte hat) sondern auch die grafische Gestaltung und vor allem das Spielmaterial, was eine wesentlich höhere Materialqualität hat. Wer mehr über VPG wissen möchte, den verweise ich auf meinen BLog-Artikel von 2012: VPG: Der unbekannte Verlag

Mit der 2nd Edition wurden die „flavour“-Texte an die auf Google-Books archivierte englische Fassung „EXTRAORDINARY JOURNEYS – Complete Collection“ von Lewis Page Mercier angepasst und Teilweise auch verkürzt.

Was macht man nun mit so einem Fall? Für Frosted Games ware die Sache offenkundig glasklar: Man übersetzt den englischen Text ins Deutsche. Das dadurch im Grunde zwangsläufig etwas anderes raus kommt, als das was in den deutschen Editionen des Romans zu finden ist, rechtfertigt man dann dadurch, das ja auch die deutsche Fassung eine Übersetzung ist. Das Original ist schliesslich in Französisch. Das ist natürlich korrekt, nur was möchte man uns damit glaubhaft machen? – Das man die eigene Übersetzung der englischen Übersetzung für besser hält eine autorisierte Übersetzung ins Deutsche? Ernsthaft?

Nehme wir mal zum Beispiel die Karte „Act Three“ mit dem Text:

„The Nautilus went at a frightful pace, forty miles an hour. It literally tore through the water. Where was Captain Nemo? Had he succumbed? Were his companions dead with him?“

Das entspricht exakt dem Wortlaut der „EXTRAORDINARY JOURNEYS – Complete Collection“ von 2016. Schauen wir was in der autorisierten Deutschen Edition steht, welche auf dem Projekt Gutenberg zu finden ist:

„Der Nautilus fuhr mit der erschrecklichen Geschwindigkeit von vierzig Meilen in der Stunde. Wo befand sich der Kapitän Nemo? War er gestorben? Waren seine Genossen mit ihm erlegen?“

In der Arno Schmidt Referenzbibliothek finden wir folgendes:

„Die ›Nautilus‹ fuhr mit der schrecklichen Geschwindigkeit von 40 Meilen in der Stunde. Wo befand sich Kapitän Nemo? War er gestorben? Waren seine Genossen mit ihm erlegen?“

Und was finden wir in der deutschen Edition des Spiels:

„Die Nautilus fuhr mit angsteinflößender Geschwindigkeit, 40 Meilen die Stunde. Sie zerriss das Wasser förmlich. Wo befand sich Kapitän Nemo? War er seinen Verletzungen erlegen? Waren seine Gefährten ebenfalls tot?“

Oder nehmen wir die Karte „Jaws Wide Open“ mit dem Text:

„The shark returned when I saw Captain Nemo rise suddenly, dagger in hand, ready to fight the monster. With wonderful quickness he buried his dagger deep into its side. A terrible combat ensued.“

Was einer stark verkürzten Fassung der EXTRAORDINARY JOURNEYS – Complete Collection entspricht:

„The shark returned, and, turning on his back, prepared himself for cutting the indian into two, when i saw Captain Nemo rise suddenly, and then, dagger in hand, walk straight to the monster, ready to fight face to face with him. […]

[…] and, when it rushed at him, threw himself on one side with wonderful quickness, avoiding the shock, and burying his dagger deep into its side. But it was not all over. A terrible combat ensued.“

Die authorisierte Fassung aus dem Projekt Gutenberg ist folgend:

„Der Hai kam wieder, legte sich auf den Rücken und schickte sich an, den Indier zu zerfleischen, als der Kapitän Nemo, welcher neben mir kauerte, plötzlich aufsprang. Den Dolch in der Hand ging er gerade auf das Ungeheuer los, um es im Kampf mit ihm aufzunehmen.

[…]

Der Kapitän Nemo nahm seine Stellung. Rückwärts gebogen erwartete er mit staunenswerther Kaltblütigkeit das fürchterliche Thier, und als dieses auf ihn zustürzte, bog er sich mit wunderbarer Behendigkeit seitwärts, wich dem Stoß aus und bohrte ihm seinen Dolch in den Bauch. Aber damit war’s noch nicht aus. Es entspann sich ein furchtbarer Kampf.“

In der Edition aus der Arno Schmidt Referenzbibliothek ist es folgendes zu finden:

„Der Hai kam wieder, legte sich auf den Rücken und schickte sich an, den Inder zu zerfleischen, als Kapitän Nemo, der neben mir kauerte, plötzlich aufsprang. Den Dolch in der Hand, ging er gerade auf das Ungeheuer los, um es im Kampf mit ihm aufzunehmen.

[…]

Kapitän Nemo nahm seine Stellung. Rückwärts gebogen erwartete er mit staunenswerter Kaltblütigkeit das fürchterliche Tier, und als dieses auf ihn zustürzte, bog er sich mit wunderbarer Behendigkeit seitwärts, wich dem Stoß aus und bohrte ihm seinen Dolch in den Bauch. Aber damit war’s noch nicht aus. Es entspann sich ein furchtbarer Kampf.“

Und schauen wir was Frosted Games da raus gezaubert hat. Die Karte wurde mit „Weit aufgerissener Kiefer“ ins Deutsche übersetzt:

„Der Hai kehrte zurück und ich sah, wie sich Kapitän Nemo plötzlich erhob, das Messer in der Hand, bereit, das Ungeheuer zu bekämpfen. Mit großer Behändigkeit versenkte er den Dolch tief in der Seite des Fisches. Ein grausiger Kampf entbrannte.“

Man sieht an diesen Beispielen deutlich, das sich VPG große Mühe gegeben hat sich an die literarische Vorlage, wie sie in der Landessprache vorliegt, zu halten, d.h. man hat sich eingehend mit dem Werk beschäftigt. Wie genau sieht man u.A. auch daran, das die erste Edition von Nemo’s War noch der Wortlaut der 2009 verfügbaren Übersetzung von Frederick Paul Walter verwendet wurde und 2017 dann die neue Edition von Lewis Page Mercier verwendet wurde. Was man am letzten Beispiel gut sehen kann. Die Karte „Jaws Wide Open!“ hat in der 1st Edition folgenden Text:

„The shark bellowed, so to speak. Blood was pouring into the waves from its wounds. The sea was dyed red, and through this opaque liquid I could see nothing else.“

Welches der exakte Wortlaut der Übersetzung von Frederick Paul Walter entspricht und anders von Lewis Page Mercier übersetzt wurde:

„The shark had seemed to roar, if i might say so. The blood rushed in torrents from its wound. The sea was dyed red, and through the opaque liquid i could distinguish nothing more.“

Kurzum: VPG hat allergrößten Wert darauf gelegt, dort wo es möglich ist, Werkgetreu zu sein ob man nun die Übersetzung von Frederick Paul Walter der von Lewis Page Mercier vorzieht oder umgekehrt, ist sicher auch Geschmacksache. Aber VPG hat sich für eine Fassung entschieden hat diese Konsequent als Vorlage verwendet. Ganz anders im lokalisierten Spiel von Frosted Games, welche jeglichen Respekt vor der literarischen Vorlage missen läßt. Während VPG mit Nemo’s War eine spielerische Verbeugung vor einem wegweisenden Werk zelebriert, habe ich den Eindruck das man bei Frosted Games gar nicht so richtig wusste das es eine literarische Vorlage gab. Das kann ich mir zwar im Grunde nicht vorstellen, aber anders kann ich es mir einfach nicht erklären.

Von dem was ich bisher von dem Spiel gesehen habe, kann ich als Jules Verne Fan jedem nur von der deutschen Version des Spieles abraten. Ohne Frage, Nemo’s War ist ein tolles Spiel, was gerade durch seine Atmosphäre überzeugt, aber in dieser Form greift man am besten zum „original“ von VPG.

Lieber Frosted Games Verlag: Hier müsst ihr dringend nachbessern. Entscheidet euch für eine Vorlage und nutzt diese konsequent. Wenn ihr meint, das ihr es besser könnt, dann ist es auch ok eine eigene Übersetzung zu erstellen. Aber dann übersetzt   bitte auch den kompletten Roman, den dürft ihr dann auch selbst referenzieren. Das ist vermutlich die schlechteste aller akzeptablen Lösungen, aber das was ihr getrieben habt ist das kalte Grauen.

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SdJ im Wandel der Zeiten – Teil 7 [1985] – Sherlock Holmes Criminal-Cabinet

Der Krimi zum selberspielen

1985 zeugt das unsägliche Vorgehen „abgehangenes“ als SdJ zu prämieren nicht von der Mutlosigkeit der Jury. Sherlock Holmes Criminal-Cabinet ist bereits 1981 bei Chessex, wurde 1984 bereits von Kosmos hierzulande publiziert. Aufgrund der Übersichtlichkeit des Spielemarktes, und dem herausragenden Spielsystem von Sherlock Holmes Criminal-Cabinet stellt das Jahr 1985 ein Glücksfall für die noch recht Junge Spiel des Jahres Jury dar. Durch die grosse Verzögerung bei der Lokalisierung von Spielen hierzulande, bekommt die Jury den Preisträger auf dem Silbertablett präsentiert, denn es wurde bereits 1982 mit dem Charles S. Roberts Preis ausgezeichnet.

Mit Heimlich & Co und Kuhhandel sind zwei euch auch heutiger Sicht durchaus bemerkenswerte Spiele auf der Auswahlliste. Die weitere Spiele der Auswahlliste (Abilene, Cash & Carry, Campus, Jago, Mr. Zero sowie Pin) stellen aus heutiger Sicht keine bemerkenswerte Vertreter ihrer Gattung dar. Mit Jago findet sich ein Wortspiel auf der Liste (was die langjährige Tradition Wortspiele auf die Liste zu nehmen dokumentiert) und mit Pin ein reines Solo-Spiel. Insgesamt eine solide Auswahlliste und ein Ausnahmespiel als verdienten Preisträger.

Der Sonderpreis für „Das schöne Spiel“ ging an Die Drei Magier. Warum bleibt wohl für alle Zeiten ein Geheimnis.

Das der Deutsche Markt noch in der Entwicklung steckt, kann man gut daran ablesen dass 4 Jahre gebraucht hat, bis Sherlock Holmes Criminal-Cabinet die deutschen Spieler verzücken konnte. Das ist freilich kein Fehler der Jury, welche nach wie vor mit der mangelnden Spieleauswahl im deutschsprachigen Raum zu kämpfen hat. Einzig Brettfußball von Walter Müller vermisse ich auf den Auswahllisten von 1984 oder 1985,

Ausserhalb unseres Sprachgebietes, gibt es durchaus einiges erwähnenswertes. Zwei der auch heute noch relevanten CoSims wurden 1985 publiziert. Sowohl ASL (Advanced Squad Leader) als auch World in Flames erfreuen sich nach wie vor grosser Beliebtheit. Tales of the Arabian Nights (1987 in dt. als Geschichten aus 1001 Nacht bei Edition Erlkönig) ist für nicht-Wargamer ebenso interessant wie das ebenfalls bereits 1985 erschienene Warrior Knights (2006 dann überarbeitetet Neu aufgelegt und 2007 dann auch bei uns bei Heidelberger/FFG). Mit British Rails geht das Empire Builder-System in die zweite (von vielen) Runden. Das ist in so fern bemerkenswert, als das keines der Spiele des Empire Builder-Systems bis dato für den deutschen Markt lokalisiert wurde, handelt es sich doch im Grunde um ein weiterentwickeltes Dampfross. (Im Gegensatz zu Dampfross II aus dem Jahre 1985, welches im Prinzip nur alternative Pläne für Dampfross  sind).

In einem insgesamt sehr schwachen Jahr, zeigt sich Sherlock Holmes Criminal-Cabinet als Glücksfall, denn schon nächstes Jahr sieht sich die Jury gewzungen auf Spiele zurückzugreifen, die sie bereits in diesem Jahr auf ihrer Liste hatte. Gab es wirklich nichts „besseres“ oder hatte die Jury einfach keine andere Wahl?

 

 

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Es geht nur ohne Rassismus und Fremdenfeindlichkeit!

Auch wenn wir nach meiner Erfahrung in unserem Hobby wenig Kontakt mit Rassismus und Fremdenfeindlichkeit haben, sollten wir nicht vergessen das wir in einer Zeit leben in der Toleranz, Weltoffenheit und Freiheit lange nicht mehr überall ein so hohes Gut ist, wie es sein sollte. Mitten unter uns demonstrieren Menschen, einem Mob gleich, dafür Menschen im Mittelmeer „absaufen“ zu lassen. Lange sind es nicht mehr vereinzelte „verirrte“, es hat längst bedrohliche Ausmaße angenommen.

Entgegen jeglicher Menschlichkeit, fordern Politiker unmenschliches und hetzen gegen alles Fremde. Und es scheint nicht genug zu sein die Augen vor der menschenverachtenden Vergangenheit zu verschlieseen und sie als „Fliegenschiss“ zu bezeichnen, einige gehen weiter und glorifizieren diese Zeit, daß einem die kalte Kotze hochkommt.

Möglicherweise ist diese Aktion ein „Fliegenschiss“ gegen den bestehenden Rassismus und Fremdenfeindlichkeit, aber jeder „Schiss“ gegen solche Menschen ist ein guter „Schiss“. Und vielleicht sind wir genügend „Fliegen“ um ein kleines bisschen zum umdenken zu bewegen.

Aus Hass, Gewalt und Krieg ist in den letzten 4000 Jahren wenig gutes entsprungen. Das sollte sich jeder vor Augen halten, dann wäre die Welt ein kleinen Schritt weiter.

Deswegen eine ganz klare Aufforderung an alle Leser: Duldet keinen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit am Spieletisch und auch abseits davon. Schreitet ein, lasst „dumme Sprüche“ nicht einfach stehen. Demaskiert diese auf dem Fuß, zeigt das ihr damit nicht einverstanden seid und bildet einen Gegenpol bevor „schweigende Einigkeit“ entsteht. Mund auf für Toleranz, Menschlichkeit und Weltoffenheit!

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Schleichwerbung …

Eine kleine News in eigener Sache, da ich nun mit Thomas C. einen Podcast aufgenommen habe, welcher nun „in Serie“ gehen soll. In Brettalert sprechen wir über alles was uns Rund um Brettspiele beschäftigt, was uns aufregt was nicht und alles was es unser Hobby so speziell macht. Hört mal rein, ob ihr es mögt oder nicht, hinterlasst gerne euren Kommentar auf http://www.brettalert.de oder auf Twitter an @Brettalert.

Hier geht es zur ersten Folge „Messemuffel“: http://www.brettalert.de/2018/10/07/brettalert-folge-1-messemuffel/

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SdJ im Wandel der Zeiten – Teil 6 [1984] – Dampfross

Auch 1984 hat die Jury keine leichte Aufgabe, da die Landschaft der Spiele in Deutschland (und auch international) noch immer sehr übersichtlich und spielerisch auf sehr niedrigem Niveau angesiedelt ist. International konnte man sich immerhin bereits über Spiele wie Wizard oder Sherlock Holmes Consulting Detective (bei uns später: Sherlock Holmes: Tatort London) erfreuen. Da sollte es für die Jury ein leichtes sein, den weit überschaubaren deutschen Spielemarkt im Blick zu behalten.

Vom Material überschaubar.

Das ist offenkundig aber nicht der Fall, zwar prämiert sie mit Dampfross ohne Zweifel ein prämierenswertes Spiel, jedoch ist das bereits 1979 hierzulande bei Blütehorn erschienen. Während in den vergangenen Jahren es absolut nachvollziehbar war, auf gut abgehangene Spiel zu setzen, wird es spätestens ab 1984 unglaubwürdig. Claim von Alex Randolph steht völlig zurecht auf der Nominierungsliste, die anderen Nominierungen sind jedoch ein Abbild der mangelnden Vielfalt in unserem Hobby. Metropolis von Sid Jackson ist spielerisch sicherlich hinter Claim das bemerkenswerteste Spiel, aber auch Netzwerk vom wohlbekannten (und geschätzten) KMW geht völlig in Ordnung. Bei Feuerwehr und Domingo darf man jedoch durchaus Zweifel haben.

Der bemerkenswerteste Titel 1984 ist Heimlich & Co, welcher 1985 nominiert und 1986 dann Spiel des Jahres werden sollte, ein Kuriosum was die Orientierungslosigkeit der Jury dokumentiert. Zwar hat die Jury langsam den Dreh raus, Spiele zu prämieren die aus heutiger Sicht ihrer Berechtigung haben, aber die Tendenz zu alt Bewährtem zu greifen und lieber Spiele auszugraben, die gerne auch mal älter sein dürfen, lässt doch ein wenig Zweifel an dem Preis und seiner Relevanz aufkeimen. Das Heimlich & Co für das Spiel des Jahres 1984 aus zeitlichen Gründen nicht in Frage gekommen ist, ist sicher nachvollziehbar. Weiterhin altgediente Spiele zu prämieren, wird langsam problematisch, ist aber angesichts des immer noch höchst überschaubaren Marktes durchaus noch zu verstehen. Gerade auch, wenn man bedenkt, dass die Jury strukturell sicherlich das Beste aus ihren Möglichkeiten macht und die Arbeit in der Jury zu dieser Zeit ein höchst zeitaufwändiges Hobby bisher ohne richtige Anerkennung ist.

Ewig bleibt die Jury mit solchen kleinen Kunstgriffen nicht glaubwürdig, jedoch ist sie natürlich auch darauf angewiesen, dass der Markt auch bemerkenswerte Spiele hervor bringt. Das langsam eine Entspannung eintritt, sieht man u.A. auch daran, dass ab 1985 die Nominierungsliste größer wird und die Vielfalt der Spiele Jahr für Jahr zunehmen wird. Zwar hat die Jury aus meiner Sicht nicht alles richtig gemacht, hat sich jedoch elegant aus der Affäre gezogen. Die zunehmende Anerkennung des Preises in der Gesellschaft ist ohne Zweifel höher zu bewerten als der Zwist darum ob dieses oder jenes Spiel den Preis mehr verdient hätte. So befindet sich die Jury 1984, erstaunlicher Weise wieder auf einem richtigen, wenn auch durchaus seltsamen Weg.

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Vergessene Perle: Tacara

Tacara mit Seefahrererweiterung

Damals, in den „guten alten Zeiten“, als Eggert-Spiele noch winziger Kleinverlag war, der mit kreativen Ideen überzeugte, kam von diesem Verlag ein einfaches, aber sehr gelungenes Autorennspiel aus dem Jahre 2001: Tacara 

Tacara überzeugt dadurch, dass es nicht mit Würfeln oder Karten die Autos antreibt, sondern die Autos werden über eine Art „Geschwindigkeitsvektor“ angetrieben, ähnlich wie es bei Bolide von Ghenos aus dem Jahre 2005 auch funktioniert. Zentraler Punkt des Rennspiels ist die Vorausplanung der Spielzüge über mehrere Spielrunden hinweg. Anders als bei den allermeisten Rennspielen, ist das „um die kurve Fahren“ nicht obligatorisch, weil Bestandteil der Rennstrecke. Dadurch, dass die Bewegung des Wagens über einen Bewegungsvektor abgebildet wird, den man nicht willkürlich festlegen kann, sondern den man Runde für Runde nur etwas anpassen kann, geht das Spiel nicht so leicht von der Hand wie ähnliche Spiele mit Karten oder Würfeln als Antrieb.

Um der – auch 2001 schon bekannten Analyse Paralyse – etwas vorzubeugen, sieht die Regel eine dem Schach entliehene „berührt-geführt“ vor, welche man auch in der Erstpartie konsequent anwenden sollte. „Rumprobieren“ und „ach ne, ich mach den Spielzug nochmal ganz anders“ ist pures Gift für den Spielspaß. Gleiches gilt, wenn die Spieler 7 Minuten für einen Spielzug benötigen.

Das Spiel ist heute nur noch schwierig zu bekommen, aber ab und an findet man noch ein bezahlbares Exemplar. Definitiv eine kleine Perle aus der „kreativen Phase“ von Eggert-Spiele.

Externe Quellen/Links:

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Spiel18-Watch: Majolica – Azul reloaded?

Majolica ist mir eigentlich nur aus einem Grund aufgefallen. Schaut euch das Cover an und sagt mir bitte, dass ihr nicht an Azul erinnert werdet. Bis auf den Namen und das Cover gibt es wirklich aktuell nichts über das Spiel, außer dass sich die blah-blah-Spielbeschreibung exakt wie Azul anhört. Da stellt sich die Frage: Ist es ein dreister Abklatsch, eine signifikante Verbesserung oder hat es ggf. überhaupt nichts mit Azul gemein (bis auf das Cover).

Alleine um das aufzuklären muss ich es mir genauer anschauen. Ich erwarte aber ehrlich gesagt lediglich einen Trittbrettfahrer zum aktuellen Spiel des Jahres. Was meint ihr?

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