Die gnadenlose Highspeednachlese

5 Tage Messe sind eine Menge neuer Eindrucke, die man erst einmal verarbeiten muss. Einiges konnte ich spielen und vieles anschauen. Bei über 800 Neuheiten sichtet man in den 5 Tagen nur einen Bruchteil und wie auch schon bei den Kollegen von Spielbar.com, ist der Filter dieses Jahr so hart wie nie zuvor. Hier die ungeschminkten Ersteindrücke:

Kohle & Kolonie – super umgesetztes Thema, schöne Grafik und nicht allzu ausgelutschte Mechanismen (z.B. eleganter Bonus-Aktionswahl-Spielreihenfolge-bestimm-Mechanismus). ↑↑

Nations – Erinnert tatsächlich in vielen Dingen an Im Wandel der Zeiten, aber spielt sich dann doch anders, fühlt sich aber trotzdem ähnlich an. Der (für mich) wichtigste Unterschied: Danach raucht der Kopf nicht. Spielerisch viel eingängiger. 

Hanabi Deluxe – Da muss man nicht viel zu sagen. Da hat Abakus wirklich was feines für den Hanabi-Fan gemacht. 

Academy Games – zu Freedom kann ich noch nichts sagen, aber wie bescheuert man sich anstellen kann wenn jemand seine (seit Monaten bezahlten) Spiele abholen möchte hätte ich mir nicht ausmalen können. Das war meine letzte Pre-Order dort (egal auf welchem Wege).  (Für den Verlag, nicht die Spiele)

Yunnan – Ein Spiel ohne Schnörkel und ohne Umschweife empfehlenswert: 

Prosperity – Facettenreiches Highspeed-Städteaufbauspiel. 

Spyrium – schönes, „leichtes“, Aufbaustrategie-Workerplacement. Gibt es zuhauf, aber Spyrium macht Spass und hat das gewisse etwas. 

FireFly: The Game – nur weil die Mechanismen funktionieren und ein interessantes Thema haben (die Serie ist echt Spitze)  muss das nicht ein gutes Spiel ergeben. Wie schon Spartacus: Langatmig, seelenlos und überflüssig. 

MayDay!MayDay! – Ein strukturiertes Werwölfe ohne Spielleiter. Noch unschlüssig. 

Tash-Kalar – bestimmte Anordnung von Spielsteinen „lösen“ Kartenaktionen aus, womit man den Gegner ärgert und neue Karten „auslösen“ kann. Spielt sich genau so wie es sich anhört. Autsch. 

Citrus – liebevolles Plättchenlegespiel. Nichts besonderes, aber solide und mit charm. Reicht trotzdem (noch?) nicht: 

Die Glasstraße – ein Rosenberg der nicht bei Lookout erscheint? – War schon bei Loyang mit Vorsicht zu geniessen und ist hier auch so. Seelenloses sammeln von Ressourcen mit überflüssiger Aktionswahl-Interaktion. Aber ohne würde es überhaupt keine Interaktion geben. Das ist zwar solide, aber auch völlig überflüssig. 

Twin Tin Bots – Roborally aber anders. Abgesehen vom Augenkrebs eine schöne Sache die viel Spass garantiert. 

Craftsmen – zu überfrachtet für ein lockeres Familienspiel, zu simpel für ein Spielerspiel. Irgendwie eine willkürliche Zusammenstellung von bekannten Mechanismen ohne Varianz. 

Seven Swords – asynchrones, taktisches 2-Personenspiel bei dem das Thema voll durchschlägt. Viele kleine Kniffe überzeugen und versprechen Spielspass ohne Ende. 

Russian Railroads – bewährte Mechanismen zu einem stimmigen Spiel zusammenbauen versuchen viele. Nur ganz wenigen gelingt es so wie hier. ↑↑

Los Incognitos: Alien iacta est – Kniffeln auf’m gemeinsamen Spielplan. Das hat zwar was vom Siedler Würfelspiel „plus“, aber versprüht Charm und macht Spass. 

Palmyra – nein, kein Ystari trotz „y“. Lockeres Plättchenlegespiel mit 2 unterschiedlichen Plättengrössen. Schöne Idee. 

Gear & Piston – wieder mal bekannte Mechanismen ohne Verstand zu einem Spiel zusammengeschraubt. Es funktioniert. Mehr auch nicht. 

Ebbes – schönes Stichspiel. Nix wirklich neues, aber trotzdem ein „geht immer“. 

Concordia – ein Mac Gerdts ohne Rondell? Geht das? Kann „der“ das? – Es geht und „er“ kann es. Und wie. 

Escape – Würfeln ohne Sinn und Verstand. Langweilig, nervig, überflüssig. ↓↓

Canterbury – Nix neues, aber dafür stimmig umgesetzt und ein vielschichtiges Mehrheitenspiel wie es Wolfgang Kramer zu seinen besten Zeiten nicht hätte besser machen können. 

Wildcatters – bewährtes mit interessanten neuen Ideen. Bin noch unschlüssig ob’s wirklich funktioniert. 

Colonialism – Mehrheitenspiel mit direkter Interaktion, aber ohne Konfrontation. Das ist nicht jedermanns Sache. Und auch sehr „tough“. Wer’s mag hat ’ne Perle gefunden. 

The Witches – lockeres Risikomanagment. Zusammen gegen das System und alleine um den Sieg. Thematisch zwar etwas aufgesetzt aber grafisch toll gemacht. 

Blocks in the West – das erklärt sich von selbst. 

Invaders – asychrones 2-Personen Kartenmanagmentspiel. Schöne Grafik, gut umgesetztes Thema, ultra-spannendes Gameplay. 

IPA – The Agents – direkte Konfrontation in Reinform mit Character-Entwicklung und vielen Gemeinheiten. Das macht nicht nur Laune, ist auch noch hochtaktisch. 

Cosmic Empires – wildes Gerangel um das erfüllen seiner Siegbedingung. Ob mir das nicht zu wild ist? Bin unschlüssig.

Blueprints – Das ist meine persönliche Messeüberraschung. Ein kleines, feines „Würfelspiel“ (nein, kein Kniffel o.ä.). Klein, schnell, intelligent. ↑↑

Field of Glory – erinnert etwas an Battle Line. Wie gut es wirklich ist, wird sich erst nach weiteren Partien herausstellen. Interessant ist es auf jeden Fall. 

Ich erhebe keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Weder sind das alle Spiele die es auf der Messe zu sehen gab, noch sind das alle Spiele die ich mir auf der Messe angeschaut und/oder gespielt habe. Ich erhebe aber den Anspruch auf Richtigkeit. Jedes der genannten Spiele hat mir so gefallen wie ich es beschrieben habe. Das ist eine unumstössliche Tatsache. Diese Ersteinschätzung kann sich nach weiteren Partien möglicherweise ändern. Ungerecht behandelten Verlagen und Autoren kann ich nur sagen: Macht bessere Spiele und/oder schickt bessere Erklärer auf die Messe.

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Über Attila

Ich Spiele alles. Von Kinderspielen über Euro-Games, jeder Komplexität, bis hin zu CoSim's. Potentiell gibt es kein Genre, was ich nicht spiele - das Spiel muss halt für mich in der entsprechenden Gruppe einen Reiz haben. Ich mag's gerne, wenn es was länger dauert und auch etwas komplizierter ist. Wenn nicht, auch gut.
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