Indirektes Ärgern: Vendetta

Heute gibt es mal wieder eine „alte Schachtel“  von Doris Matthäus und Frank Nestel aus dem Jahre 1991 erschienen bei Hexagames und seit dem nie wieder aufgelegt: Vendetta. Das Spiel ist einerseits ein typischer Vertreter seiner Zeit sowohl im „Guten“ wie auch ein bisschen weniger im „Schlechten“.

Die Optik spiegelt stark den Stil der 90er Jahre wieder, und Vendetta hält sich wenigstens dezent mit den Farben zurück. Das klassische Hexagames-Schwarz bildet einen für mein Auge akzeptablen Kontrast, so dass ich auch heute noch gut damit Leben kann. Ebenso wie das Design, ist auch das Spiel ein „typisch 90er“-Jahre Spiel. Auf wenige Mechanismen reduziert, mit hohem Interaktionsfaktor, bieten ein mechanisch einfaches Spiel, was den Reiz fast vollständig aus der Interaktion mit den Mitspielern zieht.

Thematisch ist die Vendetta zwischen Mafia-Syndikaten durchaus angebracht, geht aber lange nicht so weit wie z.B. Capone. Freundschaften zerbrechen in diesem Spiel nach meiner Erfahrung nicht und man kann am Abend auch gemeinsam im gleichen Auto den  Weg nach Hause fahren und hat Gesprächsstoff. Die Idee ist dabei so einfach, wie effektiv. In 13 Bezirke werden Runde für Runde Razzien durchgeführt, wobei die Reihenfolge zufällig (und nicht bekannt) ist. Ein Spieler am Zug setzt in einem beliebigem Gebiet Gangster ein und zeigt eine Karte, die anzeigt, wo eine Razzia durchgeführt wird, der Spieler mit den wenigsten Gangstern wird dort komplett entfernt. Nach 11 Zügen bleiben 2 Gebieten, welche dann von der Polizei komplett aufgeräumt werden. Dann wird gewertet und das Spiel geht weiter oder jemand hat gewonnen (hier geht es um die Gebiete in welchen man die Mehrheit hat).

Das Spiel hat keinen eigentlichen Kniff, sondern lebt von der Unsicherheit, welche Gebiete wann „getroffen“ werden und man kann sich niemals absolut sicher sein, da 2 Gebiete immer vollständig abgeräumt werden. Auch ist die Anzahl, der zur Verfügung stehenden Gangster limitiert,  so dass man damit „haushalten“ muss. Wer zu schnell seine Gangster auf dem Plan auf zu wenige Gebiete verteilt ist schnell handlungsunfähig. So hat das Spiel ein hohes Spieltempo und es passiert ständig etwas. Zum Ende einer Runde steigt die Spannung, welche Gebiete von der Auslöschung betroffen sind, an, um dann wieder relativ entspannt eine neue Runde zu beginnen. Es gilt also zu beobachten wer hat wo die Mehrheiten, welche Gebiete sind erstmal sicher (weil schon gewertet) und wo droht man rauszufliegen und wo die anderen Spieler.

Wie es in der Natur von interaktiven Mehrheitenspielen ist, funktionieren die i.d.R. besser mit mehr als mit weniger Spielern. Als typischer Vertreter der 90er Jahre neigt Vendetta auch etwas dazu chaotisch zu verlaufen und eine von der Spielgruppe anhängigen Eigendynamik zu verfallen. Auch das ist ein Grund es besser mit 5 als mit 3 Personen zu spielen. Als locker-flockiges Mehrheitenspiel mit indirektem Ärgerfaktor funktioniert Vendetta auch 2018 noch wirklich gut.

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Über Attila

Ich Spiele alles. Von Kinderspielen über Euro-Games, jeder Komplexität, bis hin zu CoSim's. Potentiell gibt es kein Genre, was ich nicht spiele - das Spiel muss halt für mich in der entsprechenden Gruppe einen Reiz haben. Ich mag's gerne, wenn es was länger dauert und auch etwas komplizierter ist. Wenn nicht, auch gut.
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