Alle Weichen schienen richtig gestellt mit dem SdJ 1979 und 1980. Der Zug der Deutschen Spielekultur schien fast schon in Richtung „Zukunft“ abgefahren zu sein, nur nimmt er erstmal ein paar Umwege in die Vergangenheit. Was war passiert?
Das SdJ 1981 ist ein Kuriosum: Focus von Sid Jackson, war schon 1980 auf der Auswahlliste (und wie wir uns erinnern auch da schon gut abgehangen). Das wird kein einmaliger Vorgang bleiben, denn gleich 3 Titel auf der Auswahlliste werden wir in zukünftigen Folgen dieser Serie wieder sehen: Can’t Stop, Havannah und Sagaland.
Ein weiteres Kuriosum ist, dass fast alle Spiele in diesem Jahr abstrakte Spiele sind, sei es Ra (Sonderpreis „Schönes Spiel“), Ombagi, Wendo, Quibbix oder Räuber und Gendarm. Lediglich mit Sagaland ist ein einziges thematisches Spiel auf der Liste. Als „Preis“ für die zahlreichen „echten“ Spieletitel, hat die Jury nun davon abgelassen Technik-Schnickschnack und Spielzeug auf die Listen zu setzen oder zu prämieren.
Stellt sich die Frage, was ist passiert? Schaut man sich den Jahrgang 1980/1981 an findet man auch international kaum erwähnenswerte Titel. Neben Sherlock Holmes Criminal-Cabinet (hierzulande 1984 bei Kosmos) findet man im Grunde nur CoSims und Wargames. Axis & Allies (in der allerersten Urversion) und A House Divided (2001 als Norden & Süden bei Phalanx) sind die erwähnenswertesten Titel die keine CoSims sind. Und natürlich nicht zu vergessen Atlantis (original Titel: Dark Tower), was heute ein absolutes Sammlerstück ist. Trivial Pursuit als der Prototyp aller Quizspiele wird auch vielen noch im Gedächtnis sein, es entsprach halt absolut dem Zeitgeist der 1980er.
In einem äußerst schwachem Jahrgang ist es nachvollziehbar, das sich die Jury damit behilft wieder einmal auf Altbewährtes zurück zu greifen, und sei es auf Spiele, die man schon im Jahr davor auf die Auswahlliste gesetzt hat. Auch wenn es irgendwie nachvollziehbar ist, ist es ein äußerst unbefriedigender Zustand, der einen am SdJ zweifeln lassen könnte. Im Jahre 1981 kann man nicht mehr erkennen dass das SdJ irgendetwas in Deutschland bewirkt hätte. Die Verlage setzen auf auf Altbewährtes und das Momentum aus der „Gründungszeit“ ist vollkommen verpufft.
So wird es noch einige „dunkle Jahre“ geben, die wir gemeinsam durchstehen müssen (und werden). Die „große Initialzündung“ ist bisher jedoch ausgeblieben es gibt zu wenig relevante Neuheiten und die Geschwindigkeit der Lokalisierung ist viel zu gering. Mangels interessanter Titel, bleibt die Spielerschaft aus und mangels Spielerschaft gibt es keine interessanten Titel. Irgendjemand muss wohl ein wenig „Mut zur Lücke“ zeigen um aus diesem Kreis auszubrechen. Wir werden sehen.
Externe Quellen/Links:
- Spiel des Jahres Homepage – Archiv 1981: https://www.spiel-des-jahres.com/de/preistraegerarchiv/1981
Guter Artikel!
Weil es inhaltlich zu deinen Aussagen passt, sei noch erwähnt, dass Parer damals dem Preis so wenig Bedeutung beigemessen hat, dass sie ihn nicht auf die SChachtel haben drucken lassen. Sie wollten keine Lizenzgebühren für etwas zahlen, dessen Vorteil sie nicht sahen.
Heute fast nicht vorstellbar…
Hi Peer,
Danke. Interessanter Hinweis! Auf meinem alten Exemplar ist immerhin ein brauner Aufkleber mit dem Pöppel. Das Focus ein gelungenes Spiel ist (auch heute noch), hatte sich ja schon lange vor 1981 gezeigt. So gesehen brauchte es dafür keinen neumodischen Kritiker-Spielepreis.
Atti
Hi Atti,
Atlantis wird nicht mehr lange eine Sammlerstück sein. Es kommt eine Neuauflage:
https://www.boardgamegeek.com/boardgame/256680/return-dark-tower
Schnell noch Dein Original versilbern! 😉
Carsten
Hi Carsten,
In der Tat. Kurz nachdem icn den Artikel veröffentlich habe, habe ich von Isaac Childres die Ankündigung gelesen. Das ist schon ein Knaller mit Rob Daviau sind zwei Autoren beteiligt die sicherlich aktuell zu den kreativsten Köpfen gehören. Das wird auf jedenfall eine spannende Sache denke ich.
Atlantis/Dark Tower habe ich gar nicht, wäre für mich aber kein Grund es zu verkaufen.
Atti
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