Ein Tisch
Ein Spiel jagt das nächste und vor lauter Neuankündigungen für die Spiele Messe im Oktober vergisst man schnell, das zum Spielen mehr gehört als nur ein Spiel. Dass die Spiele auch irgendwie verstaut werden müssen und dass Baumärkte und Möbelhäuser uns dabei durchaus helfen können, habe ich ja im letzten Beitrag dieser Reihe besprochen. Nun widme ich mich dem Möbelstück auf dem 99% aller Spiele gespielt werden: Auf dem Tisch.
Angefangen haben wir alle mal mit einem normalen Küchentisch, ggf. auch mit einem Wohnzimmertisch, der sich allerdings sicher, als auf die Dauer zu klein und vor allem als zu unbequem heraus gestellt hat. Ein Tisch mit einer angenehmen Sitzhöhe, an dem man dauerhaft aufrecht und bequem sitzen kann (bequeme Stühle voraus gesetzt) ist das A und O eines jedes Spieleabends. 3 Stunden gebückt am Wohnzimmertisch? No Way!
Erstes Grundproblem des geneigten Brettspielers: Spiele brauchen Platz. Viel Platz. Teilweise sehr viel Platz. Mit etwas Disziplin und geeigneten Utensilien (anderes Thema 🙂 ) kann man auf beengten Spielflächen noch etwas raus holen, aber spätestens wenn man Railroad Tycoon/Railways of the World auspackt, reicht es in aller Regel auch nicht mehr aus, dass der Küchentisch ausziehbar ist. Da weicht man dann gerne auf einen Esstisch aus. Die sind i.d.R. breiter und sind schließlich dafür gedacht, dass dort ordentlich etwas abgestellt wird. Bis auf wirklich spezielle Spiele, lässt sich damit der Bedarf an Platz ausreichend decken. Je nach gewähltem Tisch, ist dieser reichlich ausziehbar. Im Prinzip gilt für einen Spieletisch: The bigger, the better. Zu groß muss schon verdammt groß sein. Wenn man nicht nur Skat spielt, gibt es halt kein „zu groß“. Irgendwie schafft man es immer die zur Verfügung stehende Fläche zu benutzen.
Die Auswahl an ansprechenden Esstischen (Dining Table) ist gigantisch. Jedes Möbelhaus hat dutzende oder hunderte an unterschiedlichen Tischen. Für jeden Zweck, für jeden Geldbeutel und für jede Designvorstellung. Man kann sich sehr lange damit beschäftigen den „richtigen“ Tisch zu finden. Nicht weil es ihn nicht gibt, sondern weil die Vielfalt einfach exorbitant ist. Ich bin mir sicher, dass der ein oder andere seine Esstischauswahl mit dem Gedanken im Hinterkopf getroffen hat, dass dort auch verstärkt Brettspiele drauf gespielt werden soll.
Verbringt man viel Zeit am Spieletisch, steigt nicht nur das Verlangen nach „guten“ Spielen, man wird mit der Zeit ja automatisch wählerischer, sondern der Anspruch an das „drumherum“ steigt durchaus auch. Wenn man so viel Zeit am Tisch verbringt, zusammen mit Menschen, die man schätzt und mag (sage ich jetzt mal so), dann darf es auch komfortabel sein. Das ist die „Bresche“ in die diverse Anbieter von Brettspieltischen versuchen zu schlagen. Die Idee eines Brettspieltisches ist nicht neu, es gibt verschiedene Hersteller, die teilweise schon seit vielen Jahren Tische für Brettspieler produzieren.
Seit vielen Jahren gibt es z.B. auf der Spielemesse in Essen bei der Fairplay einen Tisch, der mit dem Slogan „Der beste Spieletisch der Welt“ beworben wurde. Nicht, dass ich dem jemals beigepflichtet hätte, aber das zeigt, dass das Thema Spieletisch keine „Modeerscheinung“ ist, sondern dass es uns Spieler eigentlich interessiert, seit dem wir spielen. Während der oben genannte Tisch relativ einfach ist, und eigentlich nur die Form der Tischplatte die Besonderheit darstellt, bieten aktuelle Tische ein wenig mehr Besonderheiten, die auf Brettspieler zugeschnitten sind.
Ein Cellar
Das wichtigste Merkmal ist sicher der „Cellar“, ein quasi im Tisch eingelassener Bereich, in dem eigentlich gespielt wird. Die Idee stammt wohl ursprünglich von umrahmten „Spieleauflagen“ die mit einer 1-5cm hohen Umrandung versehen wurden, die effektiv verhindern das Spielmaterial unbeabsichtigt vom Tisch fällt. Rein funktional gehalten, sind diese relativ schmal (1-2cm) und sind für den Spieler jedoch u.U. auch etwas hinderlich, da man immer über die Umrandung greifen muss. Für Tabletops, wo man gerne beim Spielen steht und um den Tisch herum geht ist das kein Thema, sitzt man jedoch beim Spielen, kann das schon ein wenig störend sein. Bei einem Cellar wird diese Idee jedoch aufgegriffen und in einen Tisch integriert. Die Umrandung ist dann natürlich Bestandteil des Tisches und entsprechend breit gewählt, so dass man z.B. dort bequem die Arme ablegen kann. Die Tiefe dieses „Cellar“ ist meist 5-10cm, was deutlich mehr ist als bei den klassischen Spielauflagen. Aber auch das hat verschiedene Gründe: Spieletische sind in der Regel ein wenig (2-5cm) höher als ein typischer Esstisch, dadurch, dass der Cellar im Tisch abgesenkt ist, hat man einen etwas veränderten Blick auf das Spiel, das ist auf dem Papier scheinbar vernachlässigbar, und man glaubt es meistens erst, wenn man es selbst ausprobiert hat, aber das ist ein Effekt der äußerst angenehm ist, da komplexe Angelegenheiten auf dem Tisch dadurch wirklich übersichtlicher werden. Glaubt ihr nicht? Probiert es aus!
Oft ist der „Cellar“, da er ja den Kern eines jeden Spieletischs darstellt, mit weiteren „Features“ versehen. Eine Filzauflage, LED-Beleuchtung oder auch eine Plexi-Glasscheibe sind oft nützlich und komfortabel und man will es nicht mehr missen wurde man erst einmal infiziert.
Bei eigentlich allen Spieletischen mit Cellar lässt sich dieser Abdecken und macht auf dem Spieltisch dann einen Esstisch. Je nach Modell und Hersteller, besteht das aus 1 oder 2 großen Abdeckplatten (Tischplatten) oder aus mehreren kleinen „Lamellen“.
Platz für Plunder
Ein weiteres, brettspielspezifisches, Problem wird mit diesen Tischen angegangen: Was tun mit Knabberrein, oder gar Getränken am Spieletisch? Je nachdem sind die entweder verboten (ja, sowas gibt es) oder werden auf eigene Beistelltische gestellt oder werden meist wohl einfach mit auf den Spieletisch gestellt. Je nach Spiel und Besitzer ist der Aufschrei dann groß, wenn mal ein Glas umkippt – was zwangsläufig irgendwann passiert. Die allermeisten Spieletische adressieren auch dieses „Problem“. Dazu bieten sie Getränkehalter und/oder Ablageflächen, die man in irgendeiner weise am Tisch befestigen kann. Das ist mal mehr oder weniger elegant aber dafür immer effektiv gelöst. Von einfachen Ablagen bis hin zu speziellen Weinglas-Haltern oder Tablett-Haltern gibt es da eigentlich für jeden Zweck passende Halterungen.
Auch als Hex …
Natürlich bieten die Spieletische aller Hersteller noch mehr: Schubladen, Bluetooth-Soundsystem, LED Beleuchtung, partielle Abdeckungen (um die Größe des Cellar zu variieren), Pokerauflagen, integrierte Würfeltürme, und was weiß ich noch alles. Die beiden zentralen Punkte sind in meinen Augen aber der extra Spielbereich, der die Übersichtlichkeit erhöht, und die strikte Trennung zwischen Spielezubehör und nicht-Spielezubehör (Getränke, etc), was die Anschaffung eines Spieletisches rechtfertigt. Die Tatsache, dass sie eine Variante eines Esstisches darstellen war für mich auch einer der ausschlaggebenden Punkte.
Die allermeisten mit denen ich über Spieletische gesprochen habe stören sich am Preis. Ja, je nachdem muss man mit einer mittleren 4-stelligen Summe rechnen und es ist jedem frei gestellt sich zu überlegen was er mit seinem Geld kauft und was er bleiben lässt. Keine Frage, es sind Luxustische, und die Frage „brauch ich das“ ist durchaus valide, kann aber nur individuell von jedem selbst beantwortet werden (rein objektiv brauchen wir in Deutschland 95% der Dinge die wir besitzen nicht).
Für mich gehört das „drumherum“ beim Spielen inzwischen ohne Wenn und Aber zur Spielekultur dazu. Klar, man kann auch auf einer Euro-Palette in der Garage spielen, aber ist es das gleiche? Für mich definitiv nicht. Es geht mir lange nicht mehr nur darum was ich spiele, sondern es geht mir auch immer mehr darum wie und schon immer mit wem.
Wie wenig ein Conan-Full-Pledge doch ist …
Ich habe mich 2015 auf der Messe in einen Tisch von Rathskellers verliebt und ihn mit „allem was geht“ (BT, LED, Getränkehalter, Spielablagen, Plexiglas, Schubladen, Pokerauflage, etc) geordert, schließlich kauft man so einen Tisch nicht zweimal im Leben. Dachte ich da zumindest. Ein Jahr später ist dann für mein Spielezimmer (der erste Tisch war für das Wohn/Esszimmer) eine Hexagon-Variante dazu gekommen, die als reiner Spieletisch für 6 Personen einfach ’nen Traum ist. Ich bin mit beiden Tischen äußerst zufrieden, sowohl funktional, als auch die Verarbeitung ist auf absolutem Top-Niveau. Als unser Schreiner den Tisch gesehen hat, war er absolut begeistert sowohl von der Verarbeitungsqualität wie auch von den vielen kleinen Details und auch von der Tatsache das es 100% Echtholz (Rathskellers verwendet ausschließlich europäische Eiche als Holz). Wer Wert auf Individualität und Qualität liegt, ist bei Rathskellers definitiv an der richtigen Adresse. Wer den Geldbeutel schonen möchte und dafür auf Qualität und individuelle Wünsche verzichten kann, wird auch bei einem anderen Hersteller einen Tisch bekommen, ohne den er einfach nicht mehr spielen möchte. Es gibt auch zahlreiche DIY-Projekte welche mit kleinem Budget Großes erreichen – handwerkliches Geschick vorausgesetzt.