Codeknacker: DaVinci Code

Wer knackt den Code?

Deduktionsspiele sind immer eine spezielle Sache, da hier oft die Lücke zwischen den Spielstärken der unterschiedlichen Spieler so groß ist, dass ein interessantes und spannendes Spiel nur dann entsteht. wenn zufällig gleich starke Spieler gegeneinander spielen. Ist das nicht der Fall ist es für den einen langweilig, weil nicht fordernd und für den anderen genauso langweilig, weil frustrierend. DaVinci Code von Hiroaki Suzuki und Eiji Wakasugi erschienen 2002 bei einem japanischen Verlag und 2004 hierzulande bei Winning Moves, schließt diese Lücke auf eine interessante Weise. Zum einen ist ist die Komplexität der Deduktion überschaubar und so auch für jüngere Spieler leicht beherrschbar, andererseits gibt es einen Zufallsfaktor, der das Spiel immer wieder interessant gestaltet, ohne dass es als Glücksspiel erscheint.

Die Spieler versuchen zu erraten welche Zahlen die anderen Spieler vor sich haben, ist der Versuch erfolgreich, können sie ihren eigenen „Code“ erweitern oder weiter raten. Anhaltspunkte für das Erraten der Codes gibt es drei: Zum einen müssen die Code-Steine aufsteigend sortiert werden, es gibt zwei Farben (jede Farbe von 0 bis 11) und die Rateversuche der Mitspieler geben natürlich auch wertvolle Informationen preis.

Im Laufe der Partie kommen nach und nach mehr Informationen ins Spiel, und nach 5, spätestens 10 Minuten kommt es zum finalen Showdown der, egal wie er ausgeht, zu einer Revanche einlädt.

Externe Quellen / Links:

Veröffentlicht unter Abstraktes, attila-products, Brettspiele, Klein aber Fein | Verschlagwortet mit , , | Schreib einen Kommentar

Abstrakter Klassiker: GIPF

Weiß am Zug. Was tun?

Die heutige Spielevorstellung darf sich gerade mal seit einem Jahr als Klassiker bezeichnen, den GIPF von Kris Burm ist 1997 bei Don & Co  erschienen, dann erst bei Schmidt und aktuell bei HUCH! untergekommen. GIPF versucht vom Namen weg auch nicht den Anschein eines Themas vorzugaukeln und kommt als rein abstraktes Brettspiel im Stil von Klassikern wie Dame, Go oder 4-Gewinnt daher.

Die Regeln sind ähnlich einfach wie bei den zuvor genannten, die Spieltiefe übersteigt zumindest die von 4-Gewinnt und Dame bei weitem. Abstrakte 2-Personenspiele sind immer dann am besten, wenn sie einfach erlernbar sind, aber eine hohe spieltiefe haben. Das trifft auf GIPF zu, denn es gibt im Grunde nur 2 Regeln. Wie man einen Stein einsetzt und wie man Steine schlägt. Wer am Zug ist schiebt einen Stein vom Rand des Spielfeldes auf das Spielfeld und muss Steine schlagen, wenn von einer Farbe 4 oder mehr in einer Reihe liegen, über die Reihen hinausgehende Steine der anderen Farbe werden dabei ebenfalls geschlagen. Schlägt man, kommen die Steine der anderen Farbe aus dem Spiel. Wer nicht mehr ziehen kann hat verloren. Nicht mehr und nicht weniger benötigt man, um sich auf höchstem Niveau zu messen. Kein Thema, kein Schnickschnack nur pures Denkvergnügen.

Zugegeben, GIPF ist kein Spiel für einen Abend, sondern entfaltet seinen Reiz Partie für Partie. Wenn man es regelmäßig spielt wird man eine Faszination erleben, welche sehr derjenigen von Schach gleicht. Es bietet sich an, in den gleichen Modi zu spielen wie man es vom Schach kennt. Also Zeitbegrenzung, Turniere und alles was dazu gehört bieten sich an und sind ein logischer Schritt auf dem Weg zum organisierten Spiel. So ist es nicht verwunderlich das es durchaus ein paar GIPF Vereine gibt (so wie es Schach Vereine gibt). Natürlich ist die Verbreitung nicht ansatzweise so groß wie bei Go oder Schach, aber es ist trotzdem ein beachtlicher Erfolg und zeigt welche Faszination das Spiel auf Spieler in aller Welt ausübt. Sogar ein relativ starkes Computerprogramm gibt es dazu (für Windows und Linux): GF1. Und um das zu schlagen muss man schon eine recht ordentliche Spielstärke besitzen.

Ohne Frage, GIPF ist ein Meilenstein der abstrakten Spiele. Liebhaber dieser kommen früher oder später nicht daran vorbei. Auch die weiteren Spiele von Kris Burm (die alle zusammen unter dem Titel „GIPF Projekt“ laufen) sind richtig gelungen, GIFP als erstes der Reihe aber mit Abstand das Bekannteste und von seiner Eleganz unübertroffen. Deswegen: Spielen, spielen, spielen!

Externe Quellen/Links:

Veröffentlicht unter Abstraktes, attila-products, Brettspiele, Klassiker | Verschlagwortet mit , , | Schreib einen Kommentar

Es gibt Pizza, Baby: New York Slice

Es gibt Pizza, Baby!

Heute gibt es Pizza! New York Slice von Jeffrey D. Allers ist 2017 bei Bézier erschienen und macht wirklich Hunger. Das meine ich jetzt nicht im übertragenen Sinne, sondern im eigentlichen Wortsinn: Wenn man danach Hunger auf eine Pizza vom Pizza-Blitz hat, könnte das am Spiel liegen. Wieso? Schaut euch einfach das Foto an und lest erst dann weiter.

Bézier hat sich für die Aufmachung von New York Slice etwas Besonderes einfallen lassen und das ist so bemerkenswert und gut umgesetzt, dass man eigentlich nicht mehr über das Spiel schreiben muss, wenn man ein Foto gesehen hat. Stilecht. Abstraktes Spiel hin oder her, wenn man so viel Wert auf Details legt, dann funktioniert sogar das Thema so gut, dass man Hunger auf dieses bekommt. Hilfestellung für das Foto: Die Schachtel ist einer Pizzaschachtel nachempfunden (auch wie man sie öffnet), die Menükarte ist die Regel und der Kassierzettel ist der Zettel für die Endabrechnung. Und die Pizza? – Nun um die geht es!

Die Idee ist so einfach wie eine Pizza selbst zu verspeisen: Ein Spieler teilt die Pizza in beliebig viel Stücke und reihum „isst“ jeder Spieler ein Stück auf, wie man schon bei Mutter gelernt hat nimmt immer der Spieler, der geteilt hat, als letztes ein Stück. Welches Stück man isst hängt ganz von den Vorlieben und natürlich vom „Wert“ der einzelnen Stücke ab. Der wird über die die Art des Pizzastücks bestimmt. Eine Zahl auf jedem bestimmt den Punktwert und die Häufigkeit dieser Art, wer die Mehrheit einer Art hat bekommt die Punkte. Zusätzlich gibt es noch Bonuspunkte für Peperoni und Strafpunkte für Sardellen.  Nachdem alle Pizzen verspeist sind, wird abgerechnet und entweder bestellt man dann eine echte Pizza oder spielt eine weitere Partie. Oder man macht einfach beides.

Das Spiel lebt von zwei Dingen: Die Aufmachung und dem „Schneiden“ der Pizza. Es ist an die klassischen Mehrheitenspiele angelehnt, keine Frage, in dieser Form höchst originell umgesetzt und vom Spielprinzip ein Evergreen was immer funktionieren wird.

Definitiv nicht nur ein Tipp für den nächsten Pizzaabend. Gönnt euch mal eine Pizza von Paolos Pizzablitze … oder schaut mal in den Ritz von Sitze!

Externe Quellen/Links:

Veröffentlicht unter attila-products, Brettspiele | Verschlagwortet mit , , | Schreib einen Kommentar

Die Emanzipation der Brettspielexperten

Es ist nun geschafft. Das Forum DIE Brettspielexperten ist nun eigenständig mit einer eigenen Domain, eigenen Datenbank, eigenem WebSpace und alles was dazu gehört. Der Sandkasten ist nun kein Sandkasten mehr und nun auch nicht mehr unter der der Sandkasten-Sub-Domain erreichbar.

Die korrekte URL ist, wie nicht anders zu erwarten: http://www.diebrettspielexperten.de.

Das „alte“ Forum hier auf dieser Seite habe ich deaktiviert, alle Beiträge wurden übertragen und Benutzer die im alten Forum geschrieben haben (das sind ja nicht so viele 🙂 ) können über die „Passwort vergessen“-Funktion (auf obiger Domain! Hier bleibt alles wie gehabt) ihren Account aktivieren und somit nahtlos weiter machen.

Aktuell stehen 2 Themen (aka Foren „Design“) zur verfügung, die sich jeder Benutzer einstellen kann. Zum einen das Standard-Style „Allanstyle-Subsilver“, ein unauffälliges Thema welches die komplette Breite des Browserfenster nutzt:

und sich aber auch auf kleinen Bildschirmen sehr gut nutzen lässt:

Als Alternative gibt es das etwas kräftigere Thema „prosilver“, was auf großen Monitoren Platz  links und rechts lässt:

Aber auch auf kleinen Geräten ist es gut zu gebrauchen:

Wenn jemand sich berufen fühlt ein „schöneres“ Thema zu bauen oder anzupassen, werde ich ihn nicht aufhalten. Ich persönlich bin mit den dezenten Farben sehr zufrieden.

Wer das ausprobieren möchte, kann das in seinem Pofil unter „Profil->Profil ändern->Einstellungen“ tun.

Veröffentlicht unter attila-products, Uncategorized | Schreib einen Kommentar

Das Böse im Spieleregal: Capone

Lass meine Mama zufrieden!

Heute greife ich mal wieder etwas tiefer ins Spieleregal (rein zeitlich) und stelle eine kleine Rarität von Amigo vor. Capone von Mark Caines und Anthony Watts aus dem Jahre 1993, erschienen bei Gibsons, hierzulande bei Amigo 1994 aufgelegt. Capone ist ein recht spezielles Spiel. Es ist böse und lockt das Böse aus den Spielern heraus. So böse, dass es nach so mancher Partie erstmal ins Regal verbannt wird mit dem Nachsatz „Mit euch spiele ich dieses Spiel niemals wieder!“ alternativ kann das „euch“ durch „dich“ ersetzt werden, oder auch „dieses Spiel“ ersatzlos gestrichen werden. Um es kurz zu sagen: Das Spiel hat das Potential Freundschaften auf die Probe zu stellen. Da hilft auch kein: „Es ist doch nur ein Spiel, Schatz!“

Wie der Name schon suggeriert ist Capone im Mafiamilieu angesiedelt. Mittels Spielkarten betreiben die Spieler legale oder illegale (wer wird wenn … ?) Geschäfte um damit Geld zu scheffeln, das im Ausland anzulegen (da ist es schließlich sicher) und am Ende als erster eine Millionen Dollar zu besitzen. Dazu spielen die Spieler ihre Karten der Reihe nach aus und besetzen mit einem Familienmitglied eines der (hauptsächlich illegalen) Geschäfte. Ist dort schon jemand,  kann man die dortigen Familienmitglieder … mit einem Betonklotz am Bein ins Hafenbecken werfen, und ja das ist genau so böse wie es sich anhört.

Leicht verkraftbar ist es, zu einem Essen eingeladen zu werden oder einen kurzfristigen Friseurtermin wahrnehmen zu müssen. Das F.B.I. oder eine Schutzgelderpressung kann man auch noch zähneknirschend hinnehmen, aber wenn die „Mama“ von Tauchern im Hafenbecken gefunden wird, und es heißt „Kopf hoch!“, dann … fängt es an in die richtige Richtung zu laufen.

Capone ist eine Art Pokerspiel bei dem man sich direkt die „Wetten“  gegenseitig vom Plan putzt, ohne Wenn und Aber nur an sein eigenes Wohlergehen („die Familie“ geht immer vor!) kümmert und wo es abseits aller Spielregeln und Logik sehr emotional werden kann. (Die gemeinsame Autofahrt zurück vom Spieletreff kann da schon Mal sehr still sein)

Um so erstaunlicher dass das Spiel seit 1994 nicht wieder aufgelegt wurde. Es ist definitiv ein Geheimtipp für lockere Abende, aber bitte immer dran denken: Es ist nur ein Spiel! 😉

Externe Quellen/Links:

Veröffentlicht unter attila-products, Brettspiele, Klassiker, Rarität | Verschlagwortet mit , , | Ein Kommentar

Klein aber Fein: Roll to the Top

Heute gibt es etwas frisches, was gerade erst ausgeliefert wurde. Roll to the Top von Peter Joustra und Corné van Moorsel, erschienen gerade frisch (2018) bei Cwali. Kleine Würfelspiele, die einen gewissen Kniff haben kommen hier eigentlich immer gut an. Der geringe Zeitaufwand und trotzdem die Möglichkeit seine grauen Zellen etwas zu massieren, ist eine ideale Kombination, welche auch nach dem Grillen mit einem Bier funktioniert.

Bis ans Ende des Zettels …

Würfel und Cwali passt schon immer gut, und auch bei Roll to the Top ist das Management rund um die Würfel das A und O. Die Entscheidungen erscheinen trivial (einen Würfel dazu nehmen, entfernen oder tauschen – und selbst das wird vorgegeben. Man kann meist nur entscheiden, welchen Würfel man wählt), allerdings steckt hinter dem Spielprinzip ein Spiel mit den Wahrscheinlichkeiten. Die Spieler müssen jeweils einen vorgegeben Spielplan mit Zahlen voll schreiben, wobei die Zahlen nicht absteigend geschrieben werden dürfen. Von unten nach oben (Roll to the Top) füllt man seinen Zettel mit den Zahlen, die erwürfelt wurden. Dabei werden 1 bis 5 Würfel gewürfelt und jeder Spieler darf jede gewürfelte Zahl pro Zug einmal verwenden. Die Würfel gehen vom 4-Seiter bis zum 20-Seiter (4,6,8,12 und 20), so dass taktieren damit selbstverständlich ist. Gewinner ist der Spieler, der als erstes seinen Zettel voll hat.

Was sich einfach anhört, ist, wenn man etwas drüber nachdenkt, höchst komplex. Jedes Kästchen was man füllt, verändert die Wahrscheinlichkeiten den Rest des Blattes in einer festen Anzahl an Zügen voll zu bekommen. Gleichzeitig verändern die Würfel diese Wahrscheinlichkeiten ebenso, so dass es keine perfekte Lösung geben kann, die immer gewinnt. Es gibt natürlich Grundstrategien, die besser sind als andere, aber die müssen immer an die Realität der Würfel angepasst werden. Die „Strategie“ mit 1er Anfangen funktioniert nur dann wenn auch 1er gewürfelt werden.

Der Kickstarter-Edition liegen 12 unterschiedliche Spielpläne bei, welche reichlich Abwechslung garantieren. Das Grundprinzip des Spiels bleibt natürlich immer das gleiche, nicht immer auf dem gleichen Plan spielen zu müssen ist aber definitiv wünschenswert.

Aktuell kann man Roll to the Top auf der gleichnamigen Domain ausprobieren. Zur Auswahl stehen dabei die standardmäßig im Spiel enthaltenen Pläne. Sowohl Solo (gegen eine A.I.) wie auch Spiele gegen menschliche Gegner sind möglich, sogar Turniere werden dort gespielt. Die Cwali Spiele waren schon immer am stärksten, wenn es darum geht Wahrscheinlichkeiten zu handhaben. Und das ist hier mal wieder äußerst gut gelungen.

Externe Quelle / Links:

Veröffentlicht unter Brettspiele, Klein aber Fein, Würfelspiel | Verschlagwortet mit , , | 3 Kommentare

Spiel der Woche: Railways of Nippon

Großes Spiel ganz klein

Das Spiel der Woche ist an diesem Sonntag eigentlich ein ganzes System und stellvertretend dafür habe ich die neuste Variante Railways of Nippon gewählt. Das Spiel ist aus dem Jahre 2018 von Glenn Drover, Hisashi Hayashi und Martin Wallace erschienen bei Eagle-Gryphon Games. Railways of Nippon ist ein eigenständiges Spiel, was auf dem Spielsystem von Railways of the World (2009) beruht, das wiederum die Neuauflage von Railroad Tycoon aus dem Jahre 2005 ist. Railroad Tycoon selbst geht auf den großen Erfolg von Warfrogs Age of Steam aus dem Jahre 2002 zurück, unterscheidet sich jedoch signifikant davon. Die gemeinsamen Wurzeln lassen sich jedoch nicht übersehen.

Immer wieder ein Erlebnis

Wie der Name dezent andeutet ist Railways of Nippon ein Eisenbahnspiel und das zeigt sich auch auch in den Grafiken und dem Spielmaterial. Anders als bei vielen anderen Eisenbahnspielen (18xx oder das zuvor genannte Age of Steam), die eher schlicht daher kommen (um es nett zu sagen), wurde bei Railways of Nippon (bzw. bei allen Spielen dieses Systems) sehr viel Wert auf die Gestaltung gelegt. Für mich ist es immer wieder auch ein optischer Leckerbissen dieses Spiel auf den Tisch zu bekommen (was leider viel zu selten passiert).

Unterm Strich geht es in dem Spiel darum Strecken zu bauen und Waren zu transportieren. Anders als z.B. in 18xx sind Aktien nur Mittel zum Zweck und dienen lediglich dazu die Spieler unter finanziellen Druck zu setzen, da die Ausgabe von Aktien zwar kurzfristig nötiges Geld in die Kasse spült, langfristig aber eine permanente finanzielle Belastung darstellt. Der Kern des Spiels dreht sich darum, lukrative Strecken zu finden, diese zu bauen um dann über diese, lukrative Warentransporte durchzuführen. Also eine Art „Pickup & Deliver“ wobei „Pickup“ und „Deliver“ hier ein Vorgang sind. Nicht wie z.B. bei Auf Achse oder Merchants of Venus, wo man erst Waren aufnimmt, um dann damit zu einem Ziel zu fahren/fliegen und die Waren dort abliefert. Hier nimmt man nur Waren auf, die man auch direkt liefert. Der Wert einer Ware ist nicht festgelegt, sondern ergibt sich alleine daraus, wie weit die Ware transportiert wird, dabei dienen Farben dazu Angebot/Nachfrage abzubilden.

Das eigentliche Spiel bei Railways of Nippon findet vollständig auf dem Spielplan (einer Karte) statt. Zwar haben die Spieler Geld, Aktien und den Level ihrer Lok (stellvertretend für die Loks, die sie betreiben) vor sich liegen, alles relevante geschieht jedoch auf dem Spielplan. „Wer baut wo?“ und „Was will wer transportieren?“ sind die wichtigsten Fragen, die man sich  stellen muss. Man muss ständig die Aktionen der Mitspieler im Auge halten, denn die schönste Strecke nützt wenig, wenn die Mitspieler alle Waren wegtransportiert haben, bevor man selbst dazu kommt.

Obwohl man permanent dem Druck durch die Konkurrenz ausgesetzt ist, schafft es das Spiel hervorragend ein konstruktives Spielgefühl zu vermitteln. Natürlich werden einem Waren  vor der Nase wegtransportiert und natürlich bauen die anderen Spieler auch dort wo man selbst bauen wollte. Es macht aber Spaß für diese Unwägbarkeiten Lösungen zu finden (und es gibt immer Alternativlösungen). Man wird auch das ein oder andere Mal mindestens innerlich ein „Verdammt, die Strecke war jetzt richtig gut“ aussprechen bzw. innerlich aussprechen. Die wenigsten Spiele schaffen es, die Spieler so an das Spiel zu binden, dass sie nicht primär vor sich hin spielen, sondern dass man sich von Anfang an für das, was die Mitspieler machen interessiert.

12 Leute? Es muss nicht immer ein Partyspiel sein. 🙂

Railways of Nippon ist auf dem Tisch recht kompakt, was eigentlich bisher kein Markenzeichen der Railways of the World Spiele ist. Spielt man z.B. das Basisspiel und die Erweiterung Railways of the Western U.S. zusammen, reicht mein Spieletisch so gerade aus, um beide Spielplanteile zu fassen. Selbst Railways of Mexico, ein 2-Personenplan der dem Basisspiel beiliegt, bietet mehr Platz zum bauen, als die doch sehr kompakte Japankarte. Jede Variante hat ihr ganz eigenes Spielgefühl. Während man auf den U.S. Plänen weite Strecken und viele Möglichkeiten nebeneinander zu bauen hat, ist Japan schon fast klaustrophobisch. Beides hat seinen Reiz und gerade, dass das Spielgefühl so unterschiedlich ist (bei fast identischem Regelwerk), macht es für mich so interessant. Ich mag die „großen“ Railways of the World Pläne etwas lieber, da man hier zu Beginn mehr planen und sich weniger um die Pläne der Mitspieler scheren muss, der Konkurrenzkampf steigt hier mit der Spieldauer linear an. Bei Railways of Nippon ist man sofort drin im Kampf um die besten Strecken. Keine Spur von „gemütlichem Vorspiel“.

Die Spiele des Railways of the World Systems haben sicher nicht die Spieltiefe und Komplexität ihres großen Bruders Age of Steam, vermitteln dafür auch ein anderes Spielgefühl und haben die Leichtigkeit an der es bei Age of Steam doch ein wenig fehlt. In der richtigen Runde würde ich Age of Steam sicher jederzeit vorziehen, aber einer Partie „Railways“ (egal welches) bin ich absolut nie abgeneigt. Es ist halt weniger speziell und fordernd und hat eine tolle thematische Einbettung.

Externe Quellen/Links:

Veröffentlicht unter attila-products, Brettspiele, Spiel der Woche | Verschlagwortet mit , , | Schreib einen Kommentar

Klein aber Fein: Love Letter

Liebesbriefe an die Prinzessin

Love Letter wird den Allermeisten ein Begriff sein. Die das heutige „Klein aber Fein“-Spiel nicht kennen, können mein Blog nun als Anlass nehmen das nachzuholen. Seiji Kanai hatte 2012 die Idee ein Spiel aus lediglich 16 Karten zu machen und legte es in Eigenregie in einer Miniauflage auf. Das Spiel mutierte nach der Messe 2012 schnell zu einem (sehr raren) Geheimtipp und wurde 2013 dann durch Pegaus auf den deutschen Markt gebracht. Inzwischen ist es bei sage und schreibe 24 Verlagen in aller Welt aufgelegt worden und Weltweit ein Riesenerfolg mit verschiedenen Ablegern (u.a.: Hobbit, Batman, Star Wars und Lovecraft).  Das alles mit 16 Karten wohlgemerkt (im ersten Love Letter, Varianten haben teilweise einige Karten mehr). Seiji Kanai wird sicher von seinem Spiel überzeugt gewesen sein, aber dass es so einschlägt, hat er sicher nicht erwartet.

Das Spielprinzip ist trivial und stellt den Spieler in jedem Spielzug vor die Wahl eine von zwei Karten spielen zu müssen und damit eine von 8 Aktionen auszuführen. Ziel ist es die anderen aus dem Spiel zu schießen oder am Ende derjenige mit der höchsten Karte zu sein. Das ist eigentlich schon die ganze Regel. Gespielt wird auf eine Anzahl an gewonnen Runden. Wer jetzt denkt „das kann ja wohl nur Murks sein“, sollte es einfach ausprobieren. Irgendjemand im Spielerkreis hat dieses Spiel, da bin ich mir sicher. Es ist faszinierend, welchen Zauber das Spiel ausübt. Es ist wirklich schnell gespielt (eine Runde dauert nur wenige Minuten, und ja, es kann extrem ungerecht sein. Man kann mit seinem ersten Spielzug ausscheiden, ohne dass man etwas falsch gemacht hätte. In spätestens 2 Minuten kann die Revanche starten. Es ist eine Mischung aus bluffen, Wahrscheinlichkeiten, beobachten der Aktionen der Mitspieler und auch etwas Schadenfreude, wenn man entgegen jeder Wahrscheinlichkeit einen Mitspieler aus dem Spiel geschossen hat.

Mehr als 5 Jahre sind nun vergangen, seitdem ich das Spiel das erste Mal gespielt habe und es kommt immer wieder auf den Tisch. Die Kids (inzwischen sind es Teenager mit 14 Jahren) lieben es definitiv immer noch (in der Hobbit-Variante) und ich habe noch nie schlechte Erfahrung mit dem Spiel gemacht. Es ist eins der besten „Mitbringspiele“ die es überhaupt gibt, was sowohl Spieler wie Nichtspieler begeistert. Und: Es hat ein Suchtpotential, dass man es auch mal einen ganzen Abend immer wieder spielen kann.

Und obwohl das Thema für das Spiel mehr als austauschbar ist (siehe die diversen Varianten), ist es doch so charmant das es Erwähnenswert ist: Die Spieler wetteifern darum einen Liebesbrief an die Prinzessin zu schreiben und möchten natürlich dafür sorgen, dass ihr Brief (und nur der) die Prinzessin erreicht. Die Rollen, die die Karten symbolisieren sind entsprechend der romantischen Version eines Königspalastes gestaltet und obwohl sie thematisch keine Rolle spielen, denkt man doch in diesen. Anstatt „du bist der König“ könnte man auch „du hast die 6“ sagen. Tut aber niemand, da alle sich irgendwie automatisch vom Thema vereinnahmt werden.

Ein mehr als bemerkenswertes Spiel, was ich jedem, der es nicht kennt einfach nur ans Herz legen kann.

Externe Quellen/Links:

Love Letter auf BGG: https://www.boardgamegeek.com/boardgame/129622/love-letter

Veröffentlicht unter attila-products, Brettspiele, Kartenspiel, Klein aber Fein | Verschlagwortet mit , , | Schreib einen Kommentar

Rarität: World War II – The Expansions

ein saftiger Regelklopper

Wie „rar“ die heutige Rarität wirklich ist, kann ich gar nicht genau sagen, da sie nur aus einem Regelheft und einigen Countern besteht. Bemerkenswert ist jedoch, dass World War II – The Expansion (for use with Axis & Allies) bereits 1989 bei Gamers Paradise erschienen ist, also nur 2 Jahre nachdem MB mit Axis & Allies das erfolgreichste Spiel der Gamemaster-Reihe raus gebracht hat.

Satte 46 Seiten stark ist das von Philip Schwartzer erweiterte Regelwerk, welches kaum einen Stein auf dem anderen lässt bzw. kaum eine Regel unmodifiziert. Von der Turn-Sequenz über Schiffe, der Bauregel bis hin zu neuen Einheiten wird fast alles aus dem Grundspiel erweitert. Und es handelt sich nicht um kleine Änderungen, sondern um Erweiterungen die Axis & Allies schon fast auf die Stufe einer Simulation heben.

Hier eine unvollständige Liste von Dingen die regeltechnisch nun berücksichtig werden:

  • U-Boote: Silent Service
  • U-Boote: Wasserbomben
  • U-Boote: Patroullien und Anti Uboot-Patroullien
  • U-Boote: Deutsche „Wolfpacks“
  • Luftaufklärung
  • Eskorten, Zerstörer und Kreuzer
  • Überraschungsangriff auf Russland
  • Transporter haben keinen Kampfwert (können aber als Treffer genommen werden)
  • Covoys
  • 2-Treffer Schiffe (Schlachtschiff/Flugzeugträger)
  • Torpedoangriff
  • strategische Angriffe gehen nicht auf das Einkommen, sondern direkt auf die Produktionskapazität
  • Handelsmarine
  • Nachschublinien
  • Forschung

Wie gesagt, das ist nur ein Auszug der Dinge, die in diesen Regeln berücksichtig werden bzw. detaillierter abgebildet werden.  Regeltechnisch ist das schon ein „Brecher“, gegen den selbst das aktuelle Axis & Allies 1940 eher einfach erscheint. Das Ganze ist nicht willkürlich komplexer sondern gut durchdacht und auf insgesamt 3 Seiten legt der Autor dar, was ihn dazu bewegt hat, die Regeln so zu gestalten, wie sie geworden sind. Das ist nicht nur interessant zu lesen (ich liebe „Designernotes“), sondern zeigt auch wie groß die Fanbase von Axis & Allies schon 1989 gewesen ist.

Es handelt sich hier in meinen Augen um die wichtigste Erweiterung des Axis & Allies Systems bis zum Erscheinen der „Revised Edition“ 2004 (neben World at War von Xenogames). Mit dieser Expansion (und den beiden weiteren aus der gleichen Reihe) steht das alte 2nd Edition Axis & Allies in Punkto Spielspaß selbst einem 1940 in nichts nach, wenngleich ich zugeben muss, dass Axis & Allies 1940 das wesentlich elegantere Spiel ist (durch effektive Vereinfachungen der Regeln).

Externe Quellen/Links:

Veröffentlicht unter attila-products, Brettspiele, CoSims, Rarität | Verschlagwortet mit , | 3 Kommentare

Komplexes Kartenspiel: König der Imbisswagen

Erster Mann am Burgergrill

Klein aber nicht trivial fasst die heutige Spielevorstellung treffend zusammen. König der Imbisswagen (englischer Titel: Food Truck Champion) von Nicole Jekich und Luke Turpeinen erschienen 2018 im Schwerkraftverlag ist ein reines Kartenspiel, welches vom Umfang und Komplexität etwas über ein „normales“ Kartenspiel hinaus geht. Das Spielprinzip erinnert stark an Ruhm für Rom was schon 2005 erschienen ist, hierzulande allerdings erst 2011 von Lookout aufgelegt wurde.

Kernelement sind die Spielkarten (was denn auch sonst bei einem reinen Kartenspiel? :-P) welche sowohl als Aktion, Ressource also auch als Auftrag genutzt werden können. Im Gegensatz zu Ruhm für Rom ist das Spiel allerdings etwas simplifiziert, da sowohl die möglichen Rollen weniger komplex und weniger interaktiv sind, als auch die Anzahl der Aktionsmöglichkeiten auf das Minimum reduziert sind. Dadurch reduziert sich im direkten Vergleich natürlich auch die Spieltiefe, aber das ist angesichts der kürzeren Spielzeit und dem leichteren Erlernen durchaus verschmerzbar. Burger, Pommes und Wraps zubereiten macht wirklich Spaß und hat wenigstens noch Ärgerfaktoren um die Mitspieler in die richtige Stimmung zu bringen. Das Spielsystem ist ein wenig sperrig, hat aber ohne Frage seinen Reiz und bietet immer noch genug Platz um unterschiedliche Strategien auszuprobieren.

Wenngleich ich Ruhm für Rom vorziehen (wenn ich die Zeit und die Wahl hätte) würde, hat der König der Imbisswagen seine Berechtigung als eine einfache (ich sage nicht familientauglich, so simpel ist es dann auch nicht) Variante, die nicht nur als Opener oder Absacker ihren Wert hat.

Externe Quellen/Links:

Veröffentlicht unter attila-products, Brettspiele, Kartenspiel, Klein aber Fein | Verschlagwortet mit , , , | Schreib einen Kommentar